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Internationale Währungsverständigung.
statt des Schlagschahes eine Wechselstempelsteuerft erheben, oder die etwa
schon bestehende Steuer nach Bedarf bis zur völligen Unterdrückung der
Wechsel erhöhen. Der Erfolg wäre derselbe, wie beim Schlagschah. Je
weniger Wechsel umlaufen, um so mehr Bargeld wird nötig. In Deutsch
land waren 190? 3092 Milliarden Wechsel in Umlauf, deren Verschleiß-
kraft vielleicht 1— 2 — 5 Milliarden an Geld entsprachen?) Hatte man 1905,
als die Hausse einsetzte, die Wechsclstcmpelsteucr verdoppelt oder verzehnfacht,
so hatte man die Wechsel zum größten Teil unterdrückt und da dann mehr
Bargeld nötig geworden wäre, so wäre es nicht zur Hausse gekommen. Und
wären die Preise nicht so hoch gestiegen, so wären sie jetzt nicht so tief ge
fallen,- die Volkswirtschaft hätte sich den Hals nicht gebrochen. Wird dann
bei einer Baisse die Stempelsteuer ermäßigt oder aufgehoben, so kommt der
Wechsel dem Bargeld zu Hilft.
Man könnte sich auch noch so behelfen: Man stellt das heutige System
kleiner Münzen und großer Banknotcnabschnitte auf den Kopf.
Nehmen wir an, die Goldmünzen würden nur in Stücken von 100 — 500
und 1000 Mk. geprägt, und daß man dafür Banknoten von 1 — 5 — 10 Mk.
drllckie (wie in Argentinien), so würde auch das jetzige Verhältnis im Ge
brauch dieser Geldartcn umgeworfen werden. Das Gold würde unbrauchbar
für den täglichen Verkehr und würde den Geldämtern zum Umtausch gegen
Banknoten übergeben werden. So kämen die Geldämter in den Gesamtbesih
des Goldes und hätten infolgedessen eine viel breitere Unterlage für die Bank-
notenpolktik, die so Spielraum für die Kapriolen der Goldproduktion bieten würde.
Natürlich und selbstverständlich — um wirksam zu sein, müßten die
empfohlenen Maßnahmen immer gleichzeitig von allen Goldwährungsländern
ergriffen werden. Alle Gcldämter der Welt müßten auf einen Wink von
Bern aus gemeinsam gegen Hausse und Baisse operieren. Je vollständiger
der internationale Charakter der Goldwährung anerkannt wird — um so
leichter läßt sich diese der Volks- und Weltwirtschaft dienstbar machen.
Zu solchem Goldwährungsbund gehört auch eine Liquidationsklausel.
Die Schwierigkeiten, in die der lateinische Münzbund geraten ist, zeigen die
Notwendigkeit einer solchen Klausel.
Aber die für eine solche Liquidatkonsklauftl unentbehrliche, wissenschaftliche
Untersuchung der Voraussetzungen der Goldwährung (es ist hier seiner
Zeit alles vorarisgescht, nichts geprüst worden) würde für die Goldwährung
und ihre Theorie derart ungünstig ausfallen, solche vernichtende Aufklärung
bringen, daß die Diskussion der Liquidationsklausel den geplanten Gold
währungsbund wahrscheinlich in die Brüche führen würde.
Eine solche Untersuchung darf daher auch in einem Buch wie dieses, das der
Goldwährung zu Hilfe eilen soll, unter keinen Umständen angestellt werden?)
9 Die Steuer müßte bei jedem Besiherwechsel, also nicht wie jetzt einmal für die ganze
Umlaufszeit erhoben werden.
2) Der Wechsel zirkuliert viel langsamer als das Bargeld, darum ist seine Berschleißkrast
auch bedeutend geringer.
3 ) Einen Etnblik in die Verhältnisse, die in einer Ltguidationsklausel der Goldwährung
berücksichtigt werden müßten, bietet S. Gefells Schrift: Das Monopol der Schweizerischen
Nationalbank. Verlag K. I. Wyß in Bern