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rungen an die Stelle der alten, verlorenen und zerstörten ge
setzt — allerdings Gliederungen, die nur vorläufig und wild
gewachsen sind, statt der planmäßigen in früherer Zeit. Der
gleichmacherisch-atomistische Wettbewerb hat nirgends ein völlig
atomistisches Nebeneinander, noch völlige Freiheit der Teile
hervorbringen oder erhallen können, sondern überall zu
sammenfassende Bindung und Gliederung bewirkt"^).
Der Wechsel dieser Wirtschaftsformen ist nicht von mecha
nischen Entwicklungsgesetzen gleich dem Mürrischen „Kon
zentrationsgesetz" abhängig, denn solche Kausalgesetze gibt es
in keinem Sinne; sondern von der Art der Ziele, denen die
Wirtschaft dient, vom Geist der Wirtschaft und des Lebens
selbst. Je mehr diese Ziele in einem Zeitalter sehr gleichartig
und einheitlich sind, tritt ständische Bindung ein, je mehr sich
diese Einheit in individualistische Zersplitterung auflöst, um
so mehr herrscht kapitalistische Regelung. Mit anderen Worten:
In ihrem geistigen Gefüge individualistisch gerichtete Zeit
alter bringen eine zersetzende kapitalistische Wirtschaft, uni
versalistisch gerichtete Zeitalter eine ständisch gebundene Wirt
schaft hervor. — Dabei ist allerdings zu bedenken, daß Maß
und Inhalt des betreffenden „kapitalistischen" Zeitalters je
weils mit dem geistigen Inhalte der Zeiten gründlich wechselt;
aber das Stichwort „Kapitalismus" gibt doch die ausgesprochene
Richtung der Wirtschaftsweise — d. h. den Zug zu indi
vidualistischer Wirtschaftsgestaltung zutreffend an. Auch
die ständischen Wirtschaftsformen haben ja nicht überall den
selben geistigen noch technischen Gehalt und Charakter.
Es gereicht mir zur Beruhigung, daß unabhängig von
mir und von rein wirtschaftsgeschichtlichen Voraussetzungen
heraus der Privatdozent an der Wiener Universität Theodor
i) st. a. O., in der 1. Aufl. S. 246 f., jetzt S. 259.