Industrie technisch wie kommerziell der deutschen Eisenindustrie
und der der ganzen Welt derart vorangeeilt, daß sie ganz
Deutschland mit so billigem Eisen überschweinmte, als es das In
land nicht zu erzeugen vermochte*). Für den Vorsprung der
englischen Produkte wirkten die vorzügliche Beschaffenheit der
Materialien, die Überlegenheit des -Kapitals, Billigkeit der
Frachten und kaufmännische Spekulation zusammen. Dem
allen standen in Oberschlesien die geringere Brauchbarkeit der
Materialien, Mangel an Anlage- und Betriebskapital, teuere
Frachten und mangelhafter Betrieb der technischen und kommer
ziellen Geschäftsführung gegenüber. Auch für den in immerhin
kräftigeren Märkten eingebetteten Westen Deutschlands traf dies
alles in vollem Umfange zu. Die einheimische Eisenindustrie
gegen das englische Eisen durch Schutzzölle zu schützen, fürchtete
sich Preußen und der von ihm geleitete Zollverein (1834), da
man glaubte, daß England sofort mit Kampfzöllen auf die
deutsche Getreideeinfuhr in England antworten würde. In
dessen wurde 1844 ein mäßiger Zoll auf die englische Roheisen
einfuhr im Zollvereiir gelegt. Immerhin war etwa die Hälfte
des damals konsumierten Roheisens englischer Provenienz. Für
Oberschlesien kommt L. Wachter 1 2 3 ) 1846 zu „dem wohl allein
richtigen Resultat, daß dermalen bei vollem Betriebe der Werke
jedenfalls nur sehr geringe Quanta als Roheisen aus der Pro
vinz versandt werden können, sondern die jetzt vorhandene Bro-
duktion an Roheisen in der Provinz selbst verfeinert und somit
konsumiert wird, ja vielleicht hierzu jetzt schon nicht mehr aus
reicht und Mangel daran empfinden läßt, weshalb man bei den
hochgeschraubten Preisen des Roheisens auch auf eine schleunige
Vermehrung dieser Produktion durch den Bau so vieler Hoch
öfen Bedacht genommen hat, weil auch statt der Ausfuhr immer
noch Einfuhr von fremdem Roheisen stattfindet. Immer tuxfj 3 )
bezieht das Ausland große Geldsummen für Artikel in gewöhn
lichen Eisensorten, ja selbst für Roheisen, von uns, die beweisen,
daß wir eines Teils noch nicht genug und dann noch nicht billig
genug produzieren." Der unterdes mächtig einsetzende Eisen-
1) H. Solger. S. 138 sf. 21. Steinbeck, S. 48,
2) L. Wachter I, S. 20 ff.
3) L. Wachter II, S. 6.