2. Die Technik der Ölerzeugung um 1800.
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2. Kapitel.
Die Technik der Ölerzeugung um 1800. 1 )
Will man sich über den Hergang des Produktionsprozesses
in irgendeinem Gewerbe Klarheit verschaffen, so ist es vor allen
Dingen notwendig, denselben in seine einzelnen Teile zu zer
legen. Untersucht man von diesem Gesichtspunkte aus das Ge
winnungsverfahren in der Ölmüllerei, so findet man, daß das
selbe aus folgenden Operationen besteht:
1. das Reinigen der Saat;
2. das Zerkleinern der Saat;
3. das Erwärmen der Saat;
4. das Auspressen des Öles;
5. die Reinigung des Öles.
Betrachten wir kurz den Zweck der einzelnen Verrichtungen
und die um 1800 gebräuchlichen Maschinen.
Naturgemäß ist es dem Landmann stets unmöglich, dem
Ölmüller eine vollkommen reine Saat zu liefern, dieselbe wird
vielmehr immer mehr oder weniger durch Erdteilchen, Staub,
Spreu, Fremdsamen, Stengelteile, taube Körner und ähnliche
Beimengungen verunreinigt sein. Diese Fremdkörper vermindern
nun teils die Qualität der erzeugten Öle und Kuchen, teils, wie
z. B. kleine Steinchen und Eisensplitter, führen sie einen schnellen
Verschleiß der Maschinen herbei. Es liegt daher im Interesse
des Ölmüllers, diese Schäden nach Möglichkeit zu verhindern
und die Saat vor der Verarbeitung gut zu reinigen. In der vor
kapitalistischen Periode, welche ich hier zu behandeln habe,
traten jedoch die Folgen einer schlechten Reinigung noch wenig
zutage, da es fast vollkommen an einer Konkurrenz der Öl
mühlen untereinander mangelte, und die Kunden demnach auf
die ihnen gelieferten Fabrikate angewiesen waren; auch war
die Technik der Verarbeitung meist so mangelhaft, daß auch
die Maschinen nur wenig unter harten Beimengungen litten. So
gehörte denn auch eine Reinigung der Ölsaaten in den Ölmühlen
der damaligen Zeit zu den Ausnahmen und beschränkte sich,
wo sie stattfand, auf ein ein- oder mehrmaliges Durchsieben
durch mit der Hand bewegte einfache Siebe. *
x ) Vgl. die Werke von Krünitz, Schreiber, Borhek, Scholl, Ubbelohde,
Hefter.