24 I- DieLage derölmüllerei inPreußen vorEinführung der Gewerbefreiheit.
Die Zerkleinerung der ölhaltigen Früchte und Samen hat
den Zweck, die Öl führenden Pflanzenzellen zu öffnen, damit
das öl nachher beim Pressen austreten kann. Man erreicht dies
dadurch, daß man die Samen resp. Früchte in eine mehlartige
Masse verwandelt. Die Schwierigkeit dieser Operation liegt
darin, daß man das Material nicht so feinpulverig mahlen darf,
daß es seine Struktur völlig einbüßt, da dies für die Ölgewinnung
ungünstig wäre, denn es muß unter dem hohen Preßdruck noch
genügend porös und öldurchlässig bleiben, daß das Öl ausfließen
kann. Diese Zerkleinerung geschah damals in Stampfwerken
oder auf Ölgängen. Das Stampf- oder Schlagwerk war eine fast
ganz aus Holz hergestellte Maschine, bei welcher die Zerklei
nerung, wie schon der Name sagt, durch Stampfen der in die
sog. Grubenlöcher gefüllten Saat geschah. Die treibende Kraft
griff dabei an einer mit mehreren Daumen versehenen hori
zontalen Welle, der Daumenwelle an, durch welche ein System
von Schlägern gehoben wurde, die frei herabfielen und durch ihr
Aufschlagen auf eine harte in den Grubenlöchern befindliche
Unterlage das auf dieser befindliche Material zerstampften. In
den meisten Stampfwerken arbeiteten in jedem Grubenloche
zwei Stampfer, welche abwechselnd gehoben wurden, es kam
aber auch vor, daß in jeder Grube drei und in anderen Gegenden
wieder nur ein Stampfer arbeitete. An Stelle der Stampfwerke
benutzte man in einigen Gegenden zum Zerkleinern der Saat
die Ölgänge. Es war dies eine, den in den Mahlmühlen ge
brauchten Mahlgängen sehr ähnliche Maschine, die aus zwei
zylindrischen aufrechtgehenden sehr harten Mühlsteinen be
stand, welche mit ihren krummen Flächen, dem Mantel, auf der
geraden Fläche eines horizontalen Bodensteines herumgewälzt
wurden und die auf dem Bodenstein ausgebreiteten Substanzen
zermalmten und zerrieben.
Das Erwärmen der Saat geschah um 1800 herum über
freiem Feuer, und zwar entweder einfach auf über das Feuer ge
legten Platten oder in flachen Pfannen. Dieses Erhitzen der
zerkleinerten Saat hat den Zweck das in den Samen enthaltene
Öl dünnflüssiger zu machen, weil es sich dann leichter aus
pressen läßt; auch werden bei dieser Operation die in den
Samen enthaltenen eiweißartigen Bestandteile zum Gerinnen
und die schleimhaltigen Substanzen zum Eintrocknen gebracht,
wodurch ebenfalls der Ölaustritt erleichtert wird. Andererseits