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war, und hinter denen weitere 4000 organisierte Landarbeiter des Kreises
Regenwalde stehen, spricht einmütig ihre Mißbilligung über die stattgesunde-
nen Kündigungen ihrer Kollegen aus.
Sie bringt hiermit zum Ausdruck, daß sämtliche Kündigungen bis zum
15. Februar 1920 von den Arbeitgebern zurückzuziehen sind, und bittet den
Herrn Regierungspräsidenten, sich dieser Sache wohlwollend annehmen zu
wollen. Sollte dieser berechtigten Forderung wider Erwarten nicht Rech
nung getragen werden, so wird sich die ganze Landarbeiterschaft im Kreis
Regenwalde mit ihren gemaßregelten Kollegen solidarisch erklären und ihre
Rechte selbst zu wahren gezwungen sein.
gez.: Kreisversammlung des Deutschen Landarbeiter-Verbandes,
Regenwalder Kreis.
Kreis Stolp.
Aus dem Gut Je se ritz, Besitzer Baron v. Puttkam er, sind
zum 1. April 1920 dreizehn Arbeiterfamilien gekündigt worden. Grund
hierfür ist Verbandszugehörigkeit. Einzelnen wurde anheimgestellt, aus
dem Verband auszutreten, dann könnten sie wieder bleiben. Die Familien
sind zwei, vier, sechs und zehn Jahre auf dem Gut beschäftigt.
Auf dem Gut Schöjow, Besitzer Graf v. Schwerin, sind zum
1. April 1920 zwei Familien gekündigt worden. Die Familien sind sechs
und vier Jahre auf dem Gut. Der angebliche Grund hierfiir ist zu
hoher Lohn. Die Kollegen erhalten jeder 500 Mk. im Jahr außer Deputat.
Die Wohnungen sind in einem erbärmlichen Zustand. Einer ist Ortsgruppen
vorsitzender.
Auf den: Gut Dämmen, Besitzer v. L i v o n i u s , sind zum 1. April
1920 drei Familien gekündigt; sie sind sechs, acht und FwölfJahre
auf dem Gut und alle drei Vertrauensmänner der Organisation.
Auf dem Gut Sorchow, Besitzer v. Braun schweig, sind zum
1. April 1920 zwei Familien gekündigt. Einer ist zehn Jahre und
einer 28 Jahre auf dem Gut. Letzterer ist Vertrauensmann, und der
Grund zur Kündigung ist der, daß der Besitzer „die Wohnung für einen
anderen braucht".
Auf dem Gut Kosemühl, Administrator Hagen, wurden drei
Familien zum 1. April 1920 gekündigt; Kollege K., weil er zur Einhaltung
des Tarifs^ vorstellig wurde, Witwe G., weil sie nicht mehr soviel Hofgänger
stellen kann, als der Administrator verlangt, und Kollege D. wurde sofort
entlassen, weil er sich weigerte, das Klosett auszuräumen. Die Familien
sind zehn, acht und fünf Jahre auf dem Gut.
Auf dem Gut G i r w i n z, Besitzer P o m m e r s ch e Landbank
Stettin, sind fünf Arbeiterfamilien zum 1. April 1920 gekündigt
worden. Sämtliche Arbeiter sind Kriegsteilnehmer.
Auf dem Gut Warzmin, Pächter Dennert, sind zum 1. April
1920 drei Familien gekündigt. Kollege W. ist erst am Anfang dieses Jahres
gekündigt, weil er zu alt ist, doch ist er noch rüstig und ohne Bezug von
Rente; Kollege B. wegen Einhaltung des Tarifs, Kollege G., weil er Ver
trauensmann ist.
Auf dem Gut D a r s o w , Pächter Horch, sind zum 1. April 1920
drei Familien gekündigt. Alle drei sind Vertrauensleute und bereits fünf
und sechs Jahre am Ort. Der Arbeitgeber hat schon Räumungsklage
eingereicht und durch Gerichtsvollzieher zustellen lassen.
Aus dem Gut Lübzow, Besitzer v. Braunschweig, sind zum
1. April 1920 sechs Arbeiterfamilien gekündigt, f ü n f davon waren