Full text: Die Geldvermehrung im Weltkriege und die Beseitigung ihrer Folgen

stärkerer Geldvermehrung und trotz der in vieler anderer Hinsicht 
höchst ungünstigen Lage der französischen Volkswirtschaft doch 
nicht entfernt so stark gefallen ist wie die deutsche und daß, trotz 
ähnlicher Verhältnisse, selbst das Sinken der italienischen Valuta 
das der deutschen bis vor kurzem nicht erreichte. Sie haben eben 
doch nicht die durch die Absperrung vom Weltmarkt erzwungenen 
Preissteigerungen gehabt wie wir. Daß dabei natiirlich auch die 
großen, vom Auslande gewährten Kredite eine Rolle gejpielt 
haben, namentlich seit Ainerika in den Krieg eingetreten ist und sich 
noch fester als vorher schon mit der Entente verband, ist selbst 
verständlich. 
Es klingt zwar paradox, daß unsere Valuta so stark gesunken 
sein soll, weil wir wenig im Auslande kaufen konnten, und so formu 
liert ist ja die Sachlage auch nicht richtig dargestellt. Denn wenn 
wir gleichzeitig viel ans Ausland hätten verkaufen können, so hätte 
unsere Valuta steigen müssen. Aber der Ausgleich, wie er sich 
unter normalen Verhältnissen vollzieht, weil letzten Endes im 
internationalen Verkehr doch immer nur Güter gegen Güter 
(Leistungen und Effekten eingeschlossen) getauscht werden, war eben 
durch die Absperrung vom Weltmarkt einerseits, die Unmöglichkeit, 
im Inland selbst für den Export in unsere Nachbarländer genügend 
zu produzieren, andererseits gehemmt worden. So standen sich 
nur die Tatsache inländischer Preissteigerungen aus Rohstoff- und 
Arbeitermangel auf der einen Seite, das Vorhandensein von 
Forderungen des Auslandes auf der anderen Seite gegenüber, und 
das Resulat war die Minderbewertung unserer Valuta, weil man 
mit jenen Forderungen im Inlands wenig kaufen konnte. 
Daß „das Geld im Lande blieb", war also keineswegs ein reiner 
Vorteil für uns, und zwar um so weniger, als es fraglich ist, ob 
wir es auf die Dauer im Lande werden halten können, 
ob wir nicht, um nach dem Kriege uns Rohstoffe zu beschaffen, 
^ine große Ausländsanleihe werden aufnehmen müssen, die uns 
wegen unserer stark gesunkenen Valuta dann viel mehr „Geld", 
*>• h. Zinsen und Verzicht auf anderweitige Verwendung von Geld 
erträgen, kostet, als wenn wir sie zu Beginn des Krieges aufgenom 
men hätten. Davon wird unten noch die Rede sein. 
Wenn also das starke Sinken unserer Valuta im Auslande 
"> erster Linie auf die durch Mangel an Rohstoffen und Arbeits 
kräften verursachten hoben Inlandspreise und auf starke Verschul- 
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