Einen gewissen Fortschritt bedeutete allein die Schrift von
O. Spann, „Theorie der Preisverschiebung als Grund
lage zur Erklärung der Teuerungen", Wien 1913. Cr er
kennt dabei auch den Zusammenhang, das gegenseitige Bedingt-
sein aller Preise, das er nur nicht zu erklären vermag, da er auf
die Theorie der Preisbildung gar nicht eingeht. Seine Theorie
beruht auf dem Sahe, daß wenn einige Preise durch Verminderung
der Produktionskosten, technische Fortschritte u. dgl. sich ver
mindert haben, andere steigen müssen. Darauf fei die Teuerung
vor dem Kriege zurückzuführen. Er sucht das nachzuweisen an dem
Beispiel des Naturaltausches, also vom Gelde und den Geld
ausdrücken abstrahierend. Aber gerade bei der Erklärung von Preiö-
vorgängen ist die Abstraktion vom Gelde, die er für die ökonomische
Theorie empfiehlt (S. 5), unmöglich. Dann kommt man eben
dazu, wie die bisherige Theorie, hinter dem Geldschleier nur die
technischen Vorgänge der Produktion zu sehen und sie für Wirt
schaft zu halten, welche Verwechslung der ganzen bisherigen Wirt
schaftstheorie zugrunde liegt. Die Vorgänge beim Naturaltausch
ermöglichen es nicht, die Beziehungen zwischen Preisen
und Einkommen zu erkennen, deren Verständnis notwendig ist
und natürlich nur bei Betrachtung des Geldpreises gewonnen werden
kann. Ulrich ist es ein Fehler Spanns, daß er aus den keineswegs
zutreffenden Ergebnissen seiner Betrachtung des Naturaltauschs
nun gleich eine Theorie der modernen Teuerung ableiten will.
Diese ist nämlich zweifellos, wie jedes tatsächliche Phänomen der
heutigen Volkswirtschaft, auf sehr verschiedene Arsachen zurück-
zuführen, und es ist verkehrt, sie theoretisch behandeln zu wollen,
solange die allgemeine Theorie des Preises noch so wenig ent
wickelt ist.
Ein Hauptfehler Spanns ist, daß er nicht erkennt oder wenig
stens nicht genügend berücksichtigt, daß bei seinem Naturaltausch-
verkehr die übrigen Waren nur in den verbilligten ausge
drückt und ihnen gegenüber teurer geworden sind. Er spricht
immer davon (z. B. S. 30): „Die Kaufkraft der verbilligten Pro
dukte ist gefallen (denn man muß nun mehr solcher Produkte ab
geben, um damit das gleiche wie ftüher zu kaufen) und anderer
seits ist die Kaufkraft der unverbilligten gestiegen (denn
man kann mm mehr gegen sie eintauschen)." Letzteres gilt
zweifellos nicht allgemein, also z. B. nicht bei.den unverbilligten
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