sollten wir uns möglichst günstige Zahlungsbedingungen zu ver
schaffen suchen. Wir sollten vor allem auch sehen, die im Kriege
mit uns befindlichen Länder zu Rohstofflieserungen, sei es als Kriegs
entschädigung, sei es gegen Bezahlung, im Friedensvertrag zu ver
anlassen. Da es nach dem Kriege jedenfalls einen starken Wett
lauf in der ganzen Welt um wichtige Rohstoffe und Lebensrnittel
geben wird, sollten wir uns beeilen, jetzt schon mit den neutralen
Staaten Lieferungen gegen Bezahlung zu vereinbaren. Es könnten
dazu sehr wohl 2 Milliarden Mark Gold vom Bestände der Reichs
bank verwendet werden, d. h. bis zu diesem Betrage Lieferungs-
abschlüffe gegen das Versprechen der Goldzahlung gemacht werden,
oder vielleicht besser Gold als Sicherheit für die Bezahlung depo
niert werden, wobei wir dann das Recht haben, die Zahlung in
diesem Golde selbst zu leisten, was für uns ohne Zweifel am vor
teilhaftesten sein wird. Natürlich können wir auch Lieferungen
von Waren unsererseits vereinbaren.
Solche Lieferungsverträge sollten schon längst abgeschlossen
sein. Es ist bekannt, daß England z. B. in Südamerika schon seit
langem große Abschlüsse für Warenlieferungen nach dem Kriege
gemacht hat. Ich weiß nicht, ob wir auf diesem Gebiete energisch
genug vorgegangen sind und ob wir im Auslande bei unseren Ge
sandtschaften genügend wirtschaftlich vorgebildete Leute haben, um
solche Verträge abzuschließen. Früher hat man bei uns auf diese
Dinge viel zu wenig Wert gelegt.
Auch von den kriegführenden Staaten, auf die wir für die
Beschaffung gewisser Rohstoffe angewiesen sind, vor allem von
den Vereinigten Staaten, könnten wir auf dem Amwege über
neutrale Staaten sicherlich einen Teil der notwendigen Rohstoff-
zufuhr beschaffen. Es brauchten dort nur Importfirmen gewonnen
zu werden, welche für eigene Rechnung, aber in unserem Auftrage,
solche Lieferungsverträge abschließen. —
Der Gedanke der Verwendung eines großen Teils
unseres Goldbestandes für die Zwecke der Rohstoffeinfuhr
vach dem Kriege gewinnt jetzt immer mehr an Boden, auch bei
Leuten, die, weil sie über die wirtschaftlichen Grundlagen des
Geldwesens noch nicht zur Klarheit gekommen sind, an den alt
hergebrachten Anschauungen des Metallismus noch festhalten.
Llber daß der Wert des Geldes nicht vom Goldwert und die Kauf
lust des Papiergeldes nicht von dem Grade seiner Golddeckung
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