sprechen habe, haben den Börsenausdruck vom „Spitzenausgleich"
gebraucht, der in Gold erfolgen müsse, d. h. eben ein nach Abrech
nung aller sonstiger Forderungen und Schulden aus dem Waren-
und Effektenverkehr verbleibendes Debetsaldo müsse von dem be
treffenden Staate in Gold ausgeglichen werden. Selbst wenn
das richtig wäre, brauchte man aber dafür nicht mehrere Milliarden
Gold, sondern es würden einige hundert Millionen vollauf genügen.
Doch ist diese Anschauung gänzlich verkehrt. Wir brauchen Gold
nur der Einlösungspflicht und der Deckungsvorschriften
wegen, im internationalen Verkehr aber erfolgt die Ausgleichung,
die durch Waren, Effekten und Devisen nicht erfolgen konnte, im
Wege des Kredits, derart, daß unter Mitwirkung der Diskont
politik Gelder zur Anlage ins Inland strömen, wenn die inländische
Valuta zu sinken drohte. Dieser Mechanismus kurzfristiger Kredit
gewährung und der Arbitrage ist unendlich viel feiner als die Aus
gleichung von Zahlungsdifferenzen in Gold, das sehr teuer zu ver
senden ist. Tatsächlich ist daher unsere Goldein- und -ausfuhr
nicht im geringsten das Endergebnis unserer Landels-
bilanz, sondern das Gold war nur eine Ware wie jede andere,
nur daß das Bedürfnis nach ihm, auch soweit es zu monetären
Zwecken verwendet wurde, ein unbedingtes Luxusbediirfnis, und
zwar auf Grund falscher, aber allerdings sehr allgemein ge
teilter Anschauungen war. Wir haben, wie ich schon bei
anderen Gelegenheiten immer wieder betonte, die 200 Millionen
Wart, die wir 1912, und die 381 Millionen Mark, die wir 1913 an
Gold mehr ein- als ausführten, nicht als das Endergebnis einer
günstigen Handelsbilanz anzusehen, die in anderer Wesie nicht
hätte ausgeglichen werden können, sondern wir haben dieses Gold
ganz einfach gekauft, d. h. mit den Produkten unserer nationalen
Arbeit oder unserem sonstigen Besitz bezahlt, wie wir jede andere
Ware kaufen und bezahlen mußten. Wir haben es gekauft, weil
wir es zur Freude der Goldproduktionsländer für nötig hielten, mit
einem großen Goldschatz prunken zu können. Von einem „Spitzen
ausgleich" durch Gold bei unseren Forderungen und Verpflichtungen
"n Auslande kann aber gar keine Rede sein, und es zeigt sich,
welch große Unklarheiten in dieser Hinsicht noch bei Leuten vor
banden sind, welche sich für die ersten Sachverständigen halten.
Jedenfalls würde für Ausgleichungszwecke ein Goldbestand
x '°» wenigen hundert Millionen Mark genügen, der ganze Aus-
Liefinann. Di- Geldvermehrung im Weltkriege 12 172