Full text: Die Geldvermehrung im Weltkriege und die Beseitigung ihrer Folgen

nicht einmal den Zusammenhang aller Preise, geschweige 
denn vermag man ihn und die Preisbildung überhaupt zu er 
klären. Da wird noch jeder Preis eines Gutes isoliert von dem 
aller anderen Güter betrachtet. And in der- Einkommenslehre 
herrscht die sogenannte Zurechnungstheorie, die glaubt, jedem der 
verschiedenen „Produktionsfaktoren" einen Anteil an dem „Wert" 
der Produkte zurechnen zu können. Angesichts des kläglichen Zu 
standes der allgemeinen Wirtschaftstheorie ist es vielleicht nicht zu 
verwundern, daß fast alle, die sich mit Geldproblemen beschäftigen, - 
von Knapp angefangen, die Begründung ihrer Anschauungen 
durch eine allgemeine Erklärung der tauschwirtschaftlichen Vor 
gänge unterlassen und eine bloße Geldtheorie, losgelöst von jener, 
aufstellen zu können glauben. Das ist natürlich ein Irrtum, der 
eben nur mit dem unbefriedigenden Zustande der allgemeinen 
Wirtschaftstheorie zu entschuldigen ist, der sich aber schon schwer 
gerächt hat. Schon Knapp ist es nur mittels eines Kunstgriffs 
möglich gewesen, die notwendige Beziehung der Geldprobleme 
zur Preis- und Einkommenslehre auszuschalten, indem er sich 
damit begnügt, zu behaupten, daß die „nominale Werteinheit 
historisch definiert" sei und daß das „Geld" ein „Geschöpf der 
Rechtsordnung" sei. Auch er versteht also im Sinne der materialisti 
schen Wirtschaftstheorie unter Geld nur die realen, vom Staate 
geschaffenen und von ihm autorisierten Zahlungsmittel, und über 
die „nominale Werteinheit", von der er nur gelegentlich spricht, 
ist er noch in dem allgemeinen fundamentalen Irrtum befangen, 
daß sie, d. h. der Preis, irgendeinen „Wert" ausdrücke. Kurzum, 
es fehlt in seiner Lehre die Erkenntnis der geldwirtschaftlichen Zu 
sammenhänge. Denn mit der Behauptung, daß die „nominale 
Wert einbeit", die am ersten mit meiner abstrakten Auffassung des 
Geldes verglichen werden kann, „historisch definiert" sei, ist sie 
doch weder erklärt, noch ihre Bedeutung im Tauschverkehr irgend 
wie klargestellt.*) Schon von Anfang an hat diese Behauptung 
') Ich verstehe daher nicht, wie mehrere Anhänger Knapps behaupten 
können, daß meine Geldtheorie eine bloße Ergänzung zu derjenigen Knapps 
sei. Das ist ungefähr so, wie wenn man das Mittelländische Meer als eine 
Ergänzung des Marmarameeres bezeichnen wollte. Denn Knapp, der, 
wie gesagt, an dem rein materiellen Geldbegriff festhält, hatte nur die Ab 
sicht, den selbständigen Charakter des Papiergeldes zu erweisen, 
was mit der bisherigen ökonomischen Theorie nicht möglich war. Ich da 
gegen fasse das Geld in einem sehr viel allgemeineren Sinne und habe das 
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