Full text: Die Geldvermehrung im Weltkriege und die Beseitigung ihrer Folgen

solche einfach auf der Grundlage einer „Deckung" durch Kapital 
oder Vermögenswerte ausgeben dürfe. Dieser Irrtrnn ist von den 
Zeiten John Laws her, der Banknoten auf die Deckung durch Grund 
und Boden hin ausgab, bis in die neueste Zeit unendlich oft gemacht 
worden, weil man eben auch heute noch von der wirklichen Natur 
des Geldes und vom Einfluß seiner Vermehrung auf die. Preise 
keine klare Vorstellung hatte. So hat auch im Weltkriege — das 
ist bezeichnend für das Anverständnis auf diesen, Gebiete — die 
Reichsregierung die Ausgabe der deutschen Darlehenskassenscheine 
damit gerechtfertigt, daß ihnen doch „wirkliche Werte" zugrunde 
lägen. Diese Begründung verrät einen derartigen Mangel an Ein 
sicht in den tauschwirtschaftlichen Mechanismus, daß ich es, offen 
gestanden, durchaus begreife, wenn man allen sonstigen geldpoliti 
schen Maßnahnien der Regierung immer von vornherein mit großen, 
Mißtrauen gegenübertreten würde. Es ist eben vom Standpunkt 
der bisherigen materialistischen Auffassung und der darauf be 
ruhenden metallistischen Geldlehre unmöglich, zu erkennen, daß es 
bei der Geldvermehrung nicht auf die „Deckung", sondern auf den 
Einfluß auf die Einkommen und durch sie auf die Preise ankommt. 
Diese „bankmäßige" Auffassung des Geldes, wie ich sie genannt 
habe, die die Geldvermehrung vom Standpunkt des Bilanzstatus 
einer Bank aus beurteilt und daher nur nach der bankmäßigen 
Deckung, nicht aber nach dem volkswirtschaftlichen Einfluß auf das 
Preis- und Einkommensystem sieht, ist höchst bedenklich. Leider 
liegt sie unserem ganzen Geldwesen zugrunde und ist natürlich 
nicht von heute auf morgen zu beseitigen. 
Wir wissen jetzt, daß und warum nicht auf jedes Kapital- oder 
Vermögensobjekt hin Zahlungsmittel ausgegeben werden dürfen 
oder, allgemeiner ausgedrückt, eine Geldvermehrung vorgenommen 
werden darf, sondern daß diese mit der Steigerung der Erträge 
und höchstens mit der Vermehrung des Kapitals, die zu einer 
Steigerung der Erträge führt, in Beziehung stehen muß. Wenn 
auch die realen Zahlungsmittel gegenüber der abstrakten Rech 
nungseinheit, auf die sie lauten, nur eine verhältnismäßig geringe 
Rolle spielen, so dürfen sie doch nicht beliebig vermehrt werden 
auf Grund der „Deckung" durch irgendwelche Güter, die auch mit 
der abstrakten Rechnungseinheit umgesetzt werden. Daher ist es auch 
durchaus verkehrt, wenn noch kürzlich von einer der maßgebenden 
Stellen im deutschen Geldwesen behauptet wurde, die Vermehrung 
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