Begleitwort.
XVII
noch vom „unzerfällenden“ Denken, wie es unseren Wissenschaften ge
läufig bleibt, das „zerfallende“ Denken der Naturwissenschaft: dieses
wäre auf die „Natur“, jenes auf die „Welt des Handelns“ eingestellt.
Immerhin ist das Entwederoder der Erfahrung — „Erscheinungen“ oder
„Erlebungen“ — schon richtig gesehen und in seinem alles entscheidenden
Belang erfaßt für die Scheidung innerhalb der Erkenntnis. Auch sind
dorthin schon manche richtige Folgerungen gezogen. Namentlich,
wie sich der Weg der Begriffsbildung so charakteristisch gabelt, das
ist bereits ziemlich scharf entwickelt. Allerdings fehlt es noch überall
an der letzten Zuspitzung der Gedanken; vielleicht waren es ihrer zu
viele, wahrhaft zu Ende gedacht sind alle diese Dinge jedenfalls nicht.
Dem milderen Urteile Max Webers in dieser Hinsicht gebe ich ohne
Vorbehalt recht. Mit diesem berechtigten Vorbehalt seinerseits ist
er lange Zeit fast als der einzige für mein Jugendwerk eingetreten,
angefangen gleich von der ersten jener so bedeutsamen Arbeiten, die nun
als seine „Beiträge zur Wissenschaftslehre“ gesammelt vorliegen.
Die „Ausblicke“ legen es dar, wie sich von der „Welt des Handelns“
her, als dem Stoff der Erfahrung, zwei Möglichkeiten der Erkenntnis
gabeln. Erkenntniskritik ringt gleich nach ihrer vollblütigsten Leistung,
sobald sie das Tatsächliche der Wissenschaft aus seinen letzten Be
dingungen als ein Mögliches herleitet. Aber von jenen beiden Möglich
keiten hätte sich eben nur die eine erfüllt, die „berichtende“ Wissen
schaft nämlich in der Historie verwirklicht. Für die andere, die „schil
dernde“ Wissenschaft wäre dies nur bedingt zugetroffen, nämlich nur
im Zuge der gerade hier so lebendigen Forschung in Tatsachen; da
schwebten mir besonders die Leistungen der sogenannten „historischen
Schule“ vor. Hier fehlt wirklich nur eine Theorie gleich lebendigen
Geistes; über diesen Punkt sprach dann viel später, und schon aus der
abgeklärten Rückschau, die Schrift „Freiheit vom Worte“.
Ganz anders aber als die Leistungen der Empirie unserer Wissen
schaft erschienen damals meiner Kritik die durchschnittlichen „Sy
steme“ der Nationalökonomie, die Träger mithin von deren über
kommener Theorie. Diese Nationalökonomie der Systeme stellt sich
ja einer erschöpfenden Kritik gerade dadurch bloß, daß man den Maß
stab der „schildernden“ Wissenschaft an sie anlegt; mit dieser liegt gleich
sam eine „idealtypische“ Schöpfung der Erkenntniskritik vor. Was nun
in unserer fachlichen Richtung an Erkenntnis wahrhaft möglich er
scheint, kraft der letzten Bedingungen des Erkennens, das bleibt diese
Nationalökonomie der Systeme zum besten Teile schuldig; an Stelle
dessen bringt sie, am Leitfaden ihrer „Grundbegriffe“, nur die Art und
Weise zu Schluß und in Ordnung, wie der Alltag selber über sich zu
v. Go t tl-O ttlil ienf el d, Wirtschaft als Leben. ^