Full text: Wirtschaft als Leben

XXVIII 
Begleitwort. 
Neubau, gleich in der ganzen Runde unseres Erkenntnisbereichs, durfte 
ich vorerst gar nicht denken. Man kann wohl eine Vorlesung lehr 
haft mit Wissensinhalt füllen, selbst wenn ihr theoretisches Gerippe 
vorläufig mehr nur aus Einfällen gezimmert ist. In der gleichen Weise 
aber ein Buch zu schreiben, dafür lagen doch allzu abschreckende Bei 
spiele vor — und seither mehrten sie sich beängstigend. 
Auf der anderen Seite ließ die Arbeit fürs Ganze, weil sie unter 
so erschwerenden Umständen zu leisten war, lange Zeit hindurch keinen 
Raum für Einzelforschung. Wie schwer es bei einer so grundsätzlich 
anderen Haltung der Theorie fällt, diese gleich in einer bestimmten 
Einzelrichtung zu treiben, das erfuhr ich viel später noch, bei der Arbeit 
an der „Wirtschaftlichen Dimension“ — die ja wirklich nur dort „ein 
reißt“, wo sie den Neubau zum mindesten absehen läßt. Von da aus 
gesehen, war die vorliegende Reihe von Publikationen sozusagen auch 
eine Art „Flucht in die Öffentlichkeit“, vor den inneren Hemmungen 
nämlich, die mir „positive“ Publikationen immer noch verwehrten. 
Ich konnte damals den gutgemeinten Rat mir Wohlgesinnter einfach 
nicht befolgen — unter Anderen sprach der von mir hochverehrte 
Wilhelm Lexis wiederholt auf mich in diesem Sinne ein — den Rat, 
daß ich doch endlich etwas „Positives“ bieten möge, nachdem ich mich 
bisher — so behaupteten die mir weniger Wohlgesinnten — nur in 
„zersetzender Kritik“ vergangen hätte, bis zu „wissenschaftlichem 
Nihilismus“ (Kleinwächters Ausdruck). Darum war es eigentlich ein 
recht wohltätiger Zwang, als mich der berufliche Zufall auf ein Neben 
gebiet unserer Wissenschaft festlegte, auf die Beziehungen der Wirt 
schaft zur Welt der Technik. Ganze Breiten saftigen Neulandes lockten 
da zu dem Versuche, sie als „gelernter“ Theoretiker zu beackern. Hier 
lagen auch die Fragen der Methodologie verhältnismäßig harmloser, 
durchaus nicht überall war schon jemand dagewesen, demgegenüber 
man es „anders“ zu machen und dies nun zu vertreten hatte. Gelegen 
heit bot sich mithin, vom „positiven“ Können wenigstens eine kleine 
Probe abzulegen. In der angedeutet mittelbaren Weise hat dies wohl 
auch die „Wirtschaftliche Dimension“ getan. Diese Vorhalte bin ich 
meinem fachlichen Leumund schuldig; den setze ich ja durch diese 
Sammlung, durch diesen Massenaufmarsch „bloßer“ Kritik, neuerdings 
arg aufs Spiel. 
In der Zwischenzeit reifte langsam der Versuch heran, auf neuer 
Grundlage die Erkenntnisschätze unserer Wissenschaft zu einem neuen 
„System“ abzurunden. Wie weit diese Ausreife gediehen war, erprobte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.