2. Die Verhältnisse auf dem Warenmärkte.
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Stellungen Geltung hat. Das deutsche Wirtschaftsleben befand sich
indem betrachteten Zeiträume, wenn man die Entwicklung als Ganzes
ins Auge faßt und von den einzelnen Rückschlägen in der Kon
junktur absieht, in einer dauernden Ausweitung. Man kann dies
ja schon deutlich an den Zahlenreihen der eben gegebenen Tabelle
erkennen. Hat sich doch in dem hier betrachteten Zeiträume der
Güterverkehr auf den deutschen Eisenbahnen mehr als verdoppelt.
Schon allein das Volkswachstum und die mit steigendem Wohl
stand zunehmende Kaufkraft der Bevölkerung mußten, von anderen
Faktoren ganz zu schweigen, eine solche Ausweitung des Wirtschafts
lebens hervorrufen, mußten bewirken, daß der Umfang von Produk
tion und Konsumtion und damit der Güterumsatz dauernd zunahm.
Dieser Tendenz gegenüber bedeutet es dann aber einen Rückgang
in der Entwicklung, wenn sich hier einmal ein Stillstand zeigt, oder
das Wachstum, die Zunahme, in einem geringeren Maße als zuvor
ror sich geht. Man kann das in der eben gegebenen Tabelle für
die Jahre 1910—1913 deutlich erkennen. In den Jahren 1910—1912,
in der Zeit einer aufstrebenden Konjunktur, stieg der Güterverkehr
eines jeden Jahres im Durchschnitt um rund 3,4 Millionen Tonnen
kilometer, vom Jahre 1912 auf das Jahr 1913, wo die Konjunktur
nach unten umbog, dagegen nur um rund 1,5 Millionen Tonnen
kilometer, also um weniger als die Hälfte wie in den Vorjahren.
Auch eine solche Verringerung in der Zunahme ist durchaus als
relativer Rückgang zu werten und als eine Folge des Niederganges
der Konjunktur zu betrachten. In einer aufstrebenden Volkswirt
schaft zeigen sich also die Wirkungen eines Rückganges in der
Konjunktur vielfach nicht immer in einem absoluten Rückgänge,
sondern eben in einer entsprechenden Verlangsamung des Wachstums.
Mit diesem Wandel in der Konjunktur und den dadurch be
wirkten Schwankungen im Güterumsatz in der Volkswirtschaft,
den wir ja eben an dem Güterverkehr auf den deutschen Eisenbahnen
kennen gelernt haben, hängt es dann auch zusammen, daß in den
Jahren einer rückläufigen Konjunktur der Betriebsüberschuß der
Eisenbahnen, welcher ja in der Hauptsache aus dem Güterverkehr
herrührt, d. h. deren Rentabilität, zurückgeht. Diese Rentabilitäls-
ziffer der Eisenbahnen, von der später noch häufiger die Rede sein
wird, ist also ein sehr brauchbares Symptom, um die Wandlungen
der wirtschaftlichen Konjunktur eines Landes in einen Zahlen
ausdruck zu fassen.
In ähnlicher Weise, wie hier an dem Güterverkehr auf den
deutschen Eisenbahnen, lassen sich auch diese Wandlungen im Güter
umsatz auf Grund der Binnenschiffahrtsstatistik, an den Änderungen