2. Konjunktur u. Krisen im Zusammenhang mit d. Organisation d. Wirtschaft. 5
sie können aber auch längere Zeit hindurch auf dem Wirtschaftsleben
eines Landes lasten und schließlich, wie jeder Rückgang der Kon
junktur, in einen länger oder kürzer dauernden Zustand der De
pression einlaufen.
2. Konjunktur und Krisen in ihrem Zusammenhang mit der
Organisation der Wirtschaft.
Krisen, überhaupt Wandlungen der Konjunktur in dem eben
dargelegten Sinne einer regelmäßigen, also einer normalen Er
scheinung des Wirtschaftslebens, sind nur in der neueren Zeit an
zutreffen. Sie hängen auf das allerengste zusammen mit der Ent
wicklung und der ökonomischen Eigenart der herrschenden Wirt
schaftsordnung. Das Mittelalter hat Störungen dieser Art nicht
gekannt, sie konnten auch bei einer Wirtschaftsverfassung, wie sie
im Mittelalter bestand, in diesem regelmäßigen Sinne nicht auf-
' kommen.
Das für unsere Frage Wesentliche der wirtschaftlichen Verhält
nisse des Mittelalters läßt sich in die beiden Schlagworte der Kunden
produktion und Nahrungsidee zusammenfassen. Die Güterproduk
tion vollzog sich trotz mancher Ausnahmen im einzelnen in Form
der sogenannten Kundenproduktion, d. h. in der Hauptsache im
direkten Verkehr des Produzenten mit dem Konsumenten. Das
Schwergewicht der gewerblichen Gütererzeugung lag bei dem städti
schen Handwerk und, von Ausnahmen abgesehen, die jedoch nicht
sehr stark ins Gewicht fielen, und diesem Grundzug der Wirtschafts
verfassung keinen Abbruch taten, standen sich Erzeuger und Ver
braucher des Gutes in der Weise einander gegenüber, daß im wesent
lichen nur auf Bestellung — daher der Name Kundenproduktion —
Güter hergeslellt wurden. Es war jedenfalls gegenüber heute nur
in einem verschwindend geringen Ausmaße eine Produktion auf
Vorrat, eine Warenproduktion vorhanden. Damit hing es zu
sammen, daß das Verhältnis von Produktion und Konsumtion, von
Angebot und Nachfrage, immer sehr viel näher dem Gleichgewichts
zustände lag, und daß solche Schwankungen nach unten und oben
als so allgemeine Erscheinungen nicht Vorkommen konnten, wie es
in der Neuzeit der Fall ist.
M enn auch der Gewerbetreibende von damals mit der Absicht
auf Gewinn produzierte, so war doch im Mittelalter der Erwerbs
gedanke keineswegs so ausgeprägt, wie es heute der Fall ist, und
durch zahlreiche Schranken der wirtschaftlichen Anschauungen und
der wirtschaftlichen Politik jener Zeit in weit engere Grenzen gebannt.
Ausnahmen kamen natürlich vor, vor allem auf dem Gebiete des