Full text: Einführung in das Studium der Konjunktur

2 Einleitung. 
und oben, um sich dann doch immer wieder diesem natürlichen Zu 
stande anzunähern. 
So soll sich dieser Zustand des Gleichgewichtes jener Lehre 
nach als Tendenz auf allen Gebieten des Wirtschaftslebens immer 
wieder zeigen. Dieser Zustand ist es deshalb auch, der dann als der 
natürliche, als der normale und gesunde in gewissem Sinne erscheint, 
während all dasjenige, das von diesem natürlichen Zustande ab 
weicht, demgemäß einen anormalen, unter Umständen krankhaften 
Charakter trägt. 
Diese Gedankengänge finden wir auch heute noch ganz be 
sonders ausgeprägt bei der Betrachtung des Verhältnisses von Pro 
duktion und Konsumtion vertreten. Als wirtschaftliches Ideal muß 
uns hier ein Zustand erscheinen, bei welchem sich auf dem Waren 
märkte Angebot und Nachfrage die Wagschale halten, wo also ein 
vollkommenes Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsumtion 
in der Weise zum Ausdruck kommt, daß die erzeugten Gütermengen 
einen ungestörten und reibungslosen Absatz finden, daß die Nach 
frage nach Gütern ohne weiteres befriedigt werden kann, ohne daß 
beides erst durch außergewöhnlich hohe oder niedere Preise er 
möglicht würde. 
Einen solchen Zustand des Wirtschaftslebens hat die individua 
listische Schule der Nationalökonomie als den natürlichen betrachtet, 
dem trotz aller zeitweiligen Abweichungen im einzelnen, der Gang 
des Wirtschaftslebens immer wieder zustrebe, und dieser Zustand ist 
es, welcher auch noch heute als der ideale erscheinen muß. Alles, 
was von einem solchen Gleichgewichtszustand ab weicht, wird als 
Störung empfunden, als etwas Krankhaftes, als etwas Anormales. Das 
Gute, das Vollkommene, erscheint hier als der normale, das Krank 
hafte, das Unvollkommenere, als der anormale Zustand. 
Es handelt sich dabei jedoch um einen sehr einseitigen Begriff 
des Normalen, indem man hier unter normal dasjenige versteht, 
was uns Menschen als wünschenswert, als ideal erscheint. Wird in 
in diesem Sinne der Begriff des Normalen unter dem Gesichtspunkte 
des sein Sollenden betrachtet, so kann man darunter aber auch mit 
guten Gründen etwas wesentlich anderes verstehen, nämlich den 
Zustand, der die Regel bildet, der am häufigsten vorkommt, der da 
mit den Zustand und den Gang des Wirtschaftslebens am deutlichsten 
charakterisiert. Hat es sich dort um die Anwendung eines rein sub 
jektiven Maßstabes gehandelt, dessen Anwendbarkeit im Einzelfali 
keineswegs immer einwandfrei feststeht, so daß damit dieser erste 
Begriff des Normalen eine sehr schwanke Unterlage bekommt und 
seiner Anwendung in diesem Sinne für wissenschaftliche Zwecke sehr
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.