Full text: Deutschlands chemische Industrie

i«I 
r> 
& 
Leblanc-Prozess die Möglichkeit, immerhin noch inso 
weit am Leben zu bleiben, wie die Chlorprodukte auf 
dem Weltmarkt gebraucht wurden. 
Ein zweiter Vorteil für den Leblanc-Prozess be 
stand darin, dass der Solvay-Prozess wohl Soda, aber 
keine Pottasche herstellen konnte, weil zwar das Na 
trium-, aber nicht das Kaliumbicarbonat in Salmiak 
lösung unlöslich ist. So kam es, dass England nicht nur 
den Markt in Chlorkalk, sondern auch in Pottasche nach 
wie vor beherrschte, ebenso wie in dem daraus gewinn 
baren Aetzkali, das für die Seifenfabrikation unentbehr 
lich ist. 
Aber auch diese letzten Positionen sollten ihm ver- Elektrolyse 
loren gehen, als vor 25 Jahren die Chemische Fabrik ^kalierT" 
Griesheim in Frankfurt am Main das Problem auf 
nahm, Chlorkälium auf elektrolytischem Wege zu schei 
den in Aetikali und Chlor.*) 
Seit dem Anfänge des vorigen Jahrhunderts hatte 
dieses Problem die Chemiker beschäftigt. Dass sich 
in einer Kochsalzlösung am positiven Pol eines gal 
vanischen Stromes Chlor entwickelt, hatte 1801 der Pro 
fessor der Berliner Bauakademie P. L. Simon zuerst 
beobachtet. Aber von dieser Entdeckung bis zur tech 
nischen Elektrolyse war ein weiter Weg zurückzulegen,. 
Ein Vierteljahrhundert verging, bis das Faradaysche 
Gesetz die qualitativen Beobachtungen quantitativ zu 
beherrschen, und ein zweites Vierteljahrhundert, bis 
Robert Meyer und Hermann Helmholtz in dem 
Gesetz der Konstanz und Aequivalenz der Kräfte die 
Umwandlungen zwischen thermischer, elektrischer und 
*) Vgl. B. Lepsius, Die Elektrolyse in der Chemischen Gross 
industrie, Ber. d. d. ehern. Ges. 1909, 42. 2892. 
11 Ml
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.