Full text: Deutschlands chemische Industrie

28 
chemischer Energie messend verfolgen und technisch 
verwenden lehrten. 
Mit der Entdeckung des elektrodynamischen Prin 
zips durch Werner Siemens im Jahre 1866 und dem 
Bau der ersten Dynamomaschine für die galvanoplasti 
sche Anstalt von Grohe in Berlin beginnt eine elektro 
chemische Industrie. Aber im Jahre 1888 gab es noch 
Autoritäten, wie den Chefchemiker der United Alkali Cie. 
in Manchester Dr. Hurt er, die die Verwendung der 
Elektrolyse in der Sodaindustrie wegen ungünstiger 
Energieausnutzung für ein „chimärisches Unternehmen“ 
hielten. Dem Direktor der Chemischen Fabrik Gries 
heim, J. Stroof, gelang nach mehrjährigen Versuchen 
die praktische Lösung dieses wichtigen Problems durch 
die Anwendung eines sowohl gegen Alkali wie gegen 
Chlor beständigen Zement-Diaphragmas. Die 1891 auf 
der Frankfurter Elektrizitäts-Ausstellung vorgeführten 
Erstlingsprodukte dieses Verfahrens kündigten eine neue 
Epoche der Alkali- und Chlorindustrie an. 
Die unausbleibliche Folge war, dass der Leblanc- 
Prozess den Chlormarkt verlor und in England wie 
auf dem Kontinent im Laufe weniger Jahre fast von 
der Bildfläche verschwand. Die Leblanc-Soda-Fabrikä- 
tion, die im Jahre 1894 noch fast 600 000 Tonnen betrug, 
sank bis 1908 auf 50 000 Tonnen oder den zwölften 
Teil herab. Am meisten wurde davon natürlich die eng 
lische Alkaliindustrie betroffen, während das salz- und 
kalireiche Deutschland, wo sich inzwischen auch dasi 
Ammoniäkverfahren ausgebreitet hatte, von der eng 
lischen Vorherrschaft in Soda, Aetzkäli und Chlor end 
gültig befreit wurde. Deutschland, das 1890 noch 7000 
Tonnen Chlorkalk vom Auslande erhielt, hat zehn
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.