Full text: Deutschlands chemische Industrie

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raupe ihr Feld behaupten wird, so hat die Kunstseide 
doch grosse Gebiete der Textilindustrie erobert, zumal 
die geformte Cellulose auch als künstliches Rosshaar, 
als Isoliermittel für elektrische Leitungsdrähte, zur Imi 
tation von Hartgummi, Guttapercha und Leder und zur 
Herstellung von photographischen Films mannigfache 
andere Verwendungsgebiete gefunden hat. Zu kinemato- 
graphischen Zwecken ist besonders die Azetatcellulose 
zu empfehlen, die schwerer verbrennlich ist und daher 
grössere Sicherheit bietet.*) 
Der Kilopreis der Kunstseide, der 1898 noch 50 Mark 
betrug, ist inzwischen erheblich zurückgegangen und 
beträgt gegenwärtig 10—15 Mark, je nach den Eigen 
schaften der verschiedenen Produkte. Die Weltproduk 
tion wird mit 7 Millionen Kilogramm angegeben. Davon 
entfiel bis vor kurzem etwa die Hälfte auf das Nitro 
cellulose-Alkoholverfahren, die andere Hälfte auf die 
Kupfer-, Viscose- und Acetatverfahren; während in der 
letzten Zeit eine wesentliche Verschiebung zugunsten 
der letzteren eingetreten ist. 
Die Produktion Deutschlands, das den grössten Ver- schädliche 
brauch an Kunstseide hat, beträgt etwa 2 Millionen kg. w ^“^, der 
im Werte von 24 Millionen Mark, wovon etwa 600 000 kg Steuer 
ausgeführt werden. Gleichwohl bezieht Deutschland aber 
noch 1800 000 kg, und zwar hauptsächlich „Alkohol 
seide“, vom Auslande, während die ausgeführte Kunst 
seide vornehmlich den anderen Sorten angehört. 
*) Der Verbrauch von Kinematographenfilms wird gegen 
wärtig in Europa auf 100 Millionen Meter geschätzt; der ameri 
kanische Bedarf dürfte diese Zahl noch übertreffen. In Deutsch 
land hat sich die unter der Leitung von F. Oppenheim stehende 
Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation zu Berlin dieses neuen 
Industriezweiges besonders angenommen. 
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