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Nordlichtes, über die Wasserreinigung durch Ozon, über
die, bekanntlich der Initiative des Kaisers zu ver
dankende, moderne Entwicklung der Spiritusindustrie,
über die Seezeichenbeleuchtung, über neue Kartuschen
hüllen aus Schiessbaumwolle und schliesslich über die
Bereitung der Kunstseide, den folgenden Satz:
„Der Kaiser war sehr begeistert für das Verfahren
und sagte, es wäre stets sein Bestreben, Deutschland
soviel als möglich von auswärtigen Rohmaterialien un
abhängig zu machen. Er hoffte, dass es 1 möglich sein
würde, durch diese Kunstseide die französische Seide
sowie die amerikanische Wolle zu entbehren.“ Unsere
zuungunsten der Industrie häufig einseitig beeinflusste
Steuergesetzgebung lässt diesen patriotischen Standpunkt
leider manchmal vermissen.
Während die Salpetersäure in der Regel nicht wegen Schwefel-
ihres sauren Charakters, sondern vielmehr wegen ihrer
oxydierenden und nitrierenden Eigenschaften verwendet
wird, ist die Schwefelsäure die Säure par excellence.
Sie wird daher in den Industrien und Gewerben in fast
der zehnfachen Menge verwendet. Von der Weltpro
duktion, die gegenwärtig auf 5 Millionen Tonnen ge
schätzt wird, kommt auf Deutschland der vierte Teil
mit 1250 000 Tonnen im Werte von 30—40 Millionen
Mark.*)
Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts ist diese
Fabrikation eine der konservativsten gewesen; seit dem
Jahre 1746 hat man die Säure in den bekannten Blei
kammern gewonnen. Die heutige Gewinnung wird von
dem sogenannten Kontaktverfahren beherrscht, dessen
Einführung durch die Badische Anilin- und Sodä-
*) C. Duisberg. Die Wissenschaft und Technik in der che
mischen Industrie. München, 1911, S. 6.
saure