§ 4. Beeinflussung des Handels durch geographische Wirkungen 19
von Trockenfutter nicht nur durch den Regen, gegen den man den
Schnitt ja schließlich eher zu schützen vermag, als gerade durch den
Feuchtigkeitsgehalt der Luft auf das äußerste erschwert wird. Das Ver
derben bestimmter Waren infolge dieser Einwirkung in manchen Gegen
den, z. B. an der Küste von Südwestafrika, gehört ebenfalls hierher.
Gerade dies letzte Beispiel zeigt deutlich, daß man den Einfluß der zu feuchten
Luft mit demjenigen zu häufigen Regens auf die Produktion unter keinen Um
ständen verwechseln darf. Denn an dieser Küste, an der Eisen und Stahl in
kürzester Zeit die schwersten Schäden durch das Rosten erleidet, regnet es so gut
wie nie. Wie sehr aber diese höchst eigenartige, scheinbar so widerspruchsvolle
Eigenart des Klimas von Bedeutung für die Produktion ist, ergibt sich daraus,
daß zwar infolge der ungemein hohen Feuchtigkeit der Luft die
Herstellung von Trockentischen, die in dem fischreichen Küsten
gebiet sehr erwünscht wäre, gar keine Aussicht auf Erfolg bietet,
daß aber andererseits infolge der äußersten Regenarmut sich an
vielen Stellen der Uferlandschaft gewaltige Massen von Guano
anzusammeln vermochten. Diese wären bei einigermaßen anderen
Küstengegenden entsprechendem Regenfall unbedingt der Ab
spülung erlegen.
Gegenüber solchen und ähnlichen störenden Einflüssen des
Feuchtigkeitsgehaltes der Luft bedient man sich seiner niedrigen
Grade umgekehrt bei verschiedenen Arten der Gütererzeugung. Ein
nicht unbedeutender Teil des Handels einiger Gebiete beruht auf
der Herstellung bestimmter Trockenprodukte. Es sei nur an Rosinen,
Trockenfeigen und schließlich auch an die namentlich für Nordafrika
so wichtige Dattel erinnert. Wenn ferner das natürliche Weidefeld
so mancher Steppenländer nicht in der Sonne verbrennt, sondern
wie im außertropischen Südafrika seinen Nährwert auf Jahre hinaus
behält, so haben wir auch darin eine unmittelbare Folge der Dampf
armut der über jenen Gegenden ruhenden Luftschichten zu sehen.
Andererseits macht sich in solchen Ländern die Trockenheit der
Luft auch in einer das Wirtschaftsleben benachteiligenden Weise
geltend, wenngleich hier der Schaden weit hinter dem eben erwähnten
Nutzen zurückbleibt. Holzwaren aus den europäisch-amerikanischen
Kulturländern leiden in diesen Gegenden sehr unter der Dampfarmut.
Diese und andere Waren verlieren ihre Haltbarkeit und Brauchbar
keit viel schneller als in Landschaften mit mittleren Feuchtigkeits
graden, wodurch die Lebenshaltung gegenüber Europa ebenfalls eine
fühlbare Verteuerung erfährt.
Wenn den weniger bedeutsamen klimatischen Einflüssen auf die
Gütererzeugung hier eine etwas eingehendere Erwähnung zuteil
wurde als den beiden wichtigsten Seiten der atmosphärischen Ein
wirkung auf die Produktion, so geschah das deshalb, weil an ihnen
die Notwendigkeit der Beachtung klimatischer Besonderheiten im
Wirtschaftsleben deutlicher gezeigt werden konnte, als an der Tem
peratur und den Niederschlägen, die ja schließlich die Grundlage
allen pflanzlichen und tierischen Gedeihens und damit der gesamten
Landwirtschaft auf der Erde bilden.
§ 4. Beeinflussung des Handels durch geographische
Wirkungen.
Der Handel, mag er nun Welthandel oder Güterumtausch in
kleinerem Maßstabe sein, unterliegt in all seinen Einzelbewegungen
Einwirkungen mannigfacher Art. Aufgabe der Wirtschaftsgeographie
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