wird vernachlässigt, und manzbeschränkt'sich auf eine oder zwei Kultur-
arten, die als Raubbau betrieben werden. Die Ernte wird sofort nach ihrer
/ Einbringung verkauft, ohne daß auch nur einem Einzigen. der Gedanke
käme, durch‘ ihre Weiterverarbeitung einen noch größeren Gewinn zu er-
zielen. Was man gewöhnlich unter Kleinbesitz versteht, das Bauerngut
von 5 bis 20 ha, das die verschiedenen landwirtschaftlichen Produktions-
zweige gleichzeitig pflegt, findet sich in Argentinien nur als seltene Aus-
nahme. Die‘ gewöhnlichen Pächter, die 90% des‘ bebauten argentinischen
Bodens bearbeiten, können einen vielseitigen Betrieb auch gar nicht durch-
führen. Ihr kurzfristiger. Pachtvertrag‘ setzt sie außerstand, eine andere
Petriebsweise als‘ den Raubbau aufzunehmen. Zumeist werden sie durch den
Vertrag selbst gezwungen, die provisorische Behausung, die sie sich errichtet
haben, dem Erdboden gleich zu machen, und ohne eine bleibende Spur zu
hinterlassen, "setzen sie ihre ewige Wanderung über die Pampa fort. Bevor
in diesen Verhältnissen nicht eine gründliche Aenderung eintritt, ist ein
intensiver Ackerbau ausgeschlossen. —
Nunmehr beginnt die öffentliche Meinung einmütig von der Regierung
die Schaffung von kleinen Bauernstellen zu verlangen, ohne sich jedoch
klar zu machen, daß hierzu ganz enorme Mittel notwendig sind, wenn
wirklich eine umfassende und dauernde Neuordnung der Verhältnisse ein-
treten soll. Die bisher für diesen Zweck vorgesehenen Maßnahmen bedeuten
vorläufig‘ ‚nichts‘ weiter als Anfangsversuche,' und der im einzelnen wohl
vorhandenen Finsicht dürften die tatsächlich bestehenden wirtschaftlichen
Machtverhälinisse unüberwindliche Schwierigkeiten entgegensetzen.
Mangelnde Ueber die Ursachen der mangelhaften Erträge in einem großen Teil
te aehline der argentinischen Landwirtschaft macht ein Bericht des landwirtschaftlichen
Kenntnisse... Bezirkssachverständigen' im Pampagebiet, erstattet an die Generaldirektion
des ländlichen Unterrichtswesens, einige interessante Angaben. Hiernach
sind die zur Aussaat benutzten Sämereien schlecht und ihre Verteilung pro
Hektar unrichtig. Dies beweist, daß die Bauern wenig oder gar keine Vor-
kenntnisse für die richtige Ausführung des Anbaus besitzen. Außerdem
gibt es Kolonisten, die 500 ha zu bebauen haben, von denen sie aber nur
etwa 100 ha und auch diese nur schlecht und oberflächlich bearbeiten
können. Es ist nicht zu verstehen, wie diese Leute ihren Pachtverpflichtungen
nachkommen wollen, wenn die Ernte nicht ausgezeichnet ausfällt. Daß sie
bei dieser‘ Betriebsweise überhaupt bestehen können, ist ein Beweis für die
Güte des Bodens, und man kann daraus schließen, welche glänzenden Erträge
bei einer gewissenhaften‘ Auswahl der Aussaat und bei zweckmäßiger
Bodenbearbeitung erzielt werden könnten. Auch Obstbaumzucht und Forst-
betrieb könnten unermeßliche Vorteile bringen, aber bis auf verschwindend
wenig Ausnahmen kümmert sich niemand darum. Ebenso steht es mit dem
Gartenbau, der trotz vereinzelter glänzender Ergebnisse von der Allgemeinheit
nicht ausgeübt wird. — Die Ausführungen des Sachverständigen zeigen,
daß der ganze Landwirtschaftsbetrieb überwiegend noch auf einer sehr
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