Full text: Nationale Bodenreform

von dem Abgeordneten Schrader und dem Stadtverord- 
neten Wohlgemuth gegründete Berliner Baugenosssssen- 
schaft, die mit dem Bau und Verkauf von kleinen 
Wohnhäusern gute Erfolge erzielt hatte, hatte es vorge- 
zogen, selbständig vorzugehen. Sie hatte sich an den Ber- 
liner Magistrat mit der Bitte gewendet, ihr städtische 
Grundstücke zu billigen Preisen zu verkaufen. Ic< erhob 
dagegen Einspruch, weil dieser Verein die Häuser nicht 
als genossensschaftliches Eigentum behielt, sondern an 
seine Mitglieder verkaufte. Es war deshalb keine Ge- 
währ dagegen vorhanden, daß die verkauften Häuser spä- 
ter durch Aftermieter übermäßig ausgenutzt und mit Ge- 
winn weiterverkauft würden, wie ich es in Kopenhagen 
bei den Häusern des dortigen großen Bauvereins ge- 
sehen hatte. 
Einige Zeitungen, unter anderen das Hamburger 
Jremdenblatt, gaben mir Recht. Andere, wie der Han- 
noversche Courier, wollten darin einen seltsamen Wider- 
spruch zu unseren früheren Beschlüssen zur Wohnung- 
frage finden und meinten, daß man sich gegen mißbräuch- 
liche Verwertung derartiger Kleinhäuser durch Eintra- 
gungen in das Grundbuch schützen könne. Auf Hergabe 
von Bauland gegen Zeitpacht würde sich die Stadt Ber- 
lin, die sehr konservativ sei, und vor Neuerungen zurück- 
schrecke, nicht einlassen. 
Diese Begründung war gegenüber der Verwaltung 
der freissinnigen Reichshauptstadt gewiß noch seltsamer 
als der Widerspruch, den man in unserem vorgehen fin- 
den wollte. Der Erfolg war, daß aus dem Verkauf von 
städtischem Bauland an die Genossenschaft nichts wurde. 
Der zweite, die Öffentlichkeit bei jeder Gelegenheit auf 
die Bodenfrage hinzuweisen, war daneben erreicht 
worden. 
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