Full text: Nationale Bodenreform

Dr. Harmening hat dieser Rede zwei Wochen später in 
Jena in einer Versammlung des freisinnigen Vereins 
einen Vortrag folgen lassen, der gedruckt vorliegt.*) Er 
hat darin gesagt, daß er nicht in den Reichstag geschickt 
worden sei, um nichts hinzu zu lernen. Er sei überzeugt, 
daß in nicht vielen Jahren der wahre Freissinn dem, was 
er heute vertrete, zustimmen werde (S. 8 und 10). Der 
deutsche Grundbesitz sei jetzt schon mit 40 Milliarden Mark 
verschuldet und diese Verschuldung nehme jährlich um 1 
Milliarde zu. J. Baring-Ersehof habe in der Deutschen 
Landwirtsschaftlichen Zeitung berechnet, daß jede Arbeit- 
stunde des deutschen Volkes bei zehn Arbeitstunden täglich 
und 300 Arbeittagen jährlich mit mindestens einer Mil- 
lion Mark geldherrschaftlicher Zinsabgabe behaftet sei 
(S. 21). So lange jede Arbeitstunde des Volkes diesen 
Zinstribut abwerfen müsse, ehe etwas für die Arbeit 
übrigbleibe, so lange sei es unmöglich, das Sprichwort zu 
Ehren zu bringen, daß jeder Arbeiter seines Lohnes wert 
sei (S. 23). 
Am Tage nach der Hauptversammlung haben die Bun- 
desmitglieder einen Ausflug nach Wannsee zum Grabe 
des Dichters Heinrich v. K l e i s unternommen, wo Back- 
haus mit folgenden warm empfundenen Worten einen 
Lorbeerkranz niedergelegt hat: 
Deutsche, schweizerische und holländische Männer, welche 
ihr Vaterland lieben, und bemüht sind, es glücklich zu machen, 
reichen dir, o Heinrich v. Kleist, der du in schwerer Zeit für 
dein unglückliches Vaterland gedacht, gedichtet, gelitten und 
gestorben, in tiefstem Dankgefühl und in heiliger Ehrfurcht 
vor deinem Genius diesen Kranz! 
m. Dr Ernst: Ueber die sozialen und volitischen Aufgaben 
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