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begleichen muß, kann, wenn es die Ergebnisse eines bestimmten
Zeitraumes zusammenfaßt, das Gold nicht für abgegebene Handels-
werte errungen haben, es muß auf andere Weise in den Besitz des-
selben gekommen sein. Und da entgeltlose Geschäfte, wie Erb-
schaften und dgl., nicht ins Gewicht fallen können, so kann es nur auf
dem Wege der Anleihe beim Auslande zu dem. Golde gelangt sein,
gerade so, als wenn es Handelswerte auf Borg eingeführt hätte, und
diese Einfuhr muß im Laufe der Zeit mit Ausfuhr bezahlt werden.
. Die Frage, wie Deutschland den wirtschaftlichen Aufgaben, die
es sich gestellt sieht, gerecht werden kann, diese Frage zu beant-
worten, geht über den Rahmen der vorliegenden Abhandlung hinaus.
Es mag nur ganz im Allgemeinen gesagt werden: Die politischen
Grenzen der Staaten scheiden dadurch, daß sie auf die Handelsinter-
essen übertragen werden, die Staaten auch wirtschaftlich. Diese
Scheidung hat der „Friede“ von Versailles durch Schaffung neuer
Staaten noch verschärft. Wir sehen jeden Staat aufs Eifrigste be-
müht, in seinen Handelsverträgen mit anderen Ländern die Interessen
seiner Haupterwerbszweige wahrzunehmen, der Ausfuhr des einen
die Auslandstore weitmöglichst zu öffnen, den andern wiederum
gegen unliebsame Einfuhr zu schützen. Es ist ein Zollkampf Aller
gegen Alle. Diese Entfaltung des nationalen Egoismus ist vom welt-
wirtschaftlichen Standpunkt betrachtet durchaus ungesund und die
Ursache von Mißstimmung, Reibung, Vergeltungsmaßregeln, von
Zoll- und wirklichen Kriegen. Man hat vorgeschlagen, einen euro-
päischen Zollverein zu gründen, der die wirtschaftlichen Schranken
zwischen den Ländern Europas niederlegen würde, um sie desto
höher gegenüber dem mächtigen Mitbewerber Amerika aufzurichten.
Das hieße den wirtschaftlichen Gegensatz zwischen Europa und
Amerika erst recht verschärfen. Viel besser wäre es, einen Welt-
zollverein zu errichten, der aus dem ganzen zivilisierten Erdball ein
einziges Wirtschaftsgebiet machte. Denken wir uns, ein großer
Eroberer hätte dieses Gebiet unter seine Hoheit gebracht, fielen
dann die Schranken zwischen den einzelnen Ländern nicht von selbst
hinweg? Daß in einem Lande gewisse Wirtschaftszweige durch
diesen Wegfall Schaden erleiden würden, ist bedauerlich; hat aber
diese Rücksicht abgehalten, die Fortschritte der Technik, welche ja
auch zahlreiche Opfer kosteten, sich zunutze zu machen? Der Ver-
braucher gewinnt jedenfalls, wenn man ihm die Erzeugnisse der gan-
zen Welt unbeschwert durch Zoll zukommen läßt. Zwar ist der in-
ländische Erzeuger auch Verbraucher, und wenn sein Verbrauch
zurückgeht, so leidet darunter auch der Verdienst der Anderen. Ist
aber dieser Schaden in der Tat so groß, wird er nicht meist über-
trieben? Wenn ein Erzeuger wirklich nicht mehr bestehen kann,
wenn sein Erzeugnis nicht mehr durch Zoll geschützt ist, so ist dies
ein Beweis dafür, daß seine Erzeugung künstlich gehalten werden
muß, daß sie der natürlichen Berechtigung entbehrt, und ein solcher
tut besser, sich auf einen anderen Erwerb zu werfen. Schutzzölle
verteuern die Ware; vertreibt der Verbraucher selber eine andere