Full text: Leistung und Wert

244 - 
begleichen muß, kann, wenn es die Ergebnisse eines bestimmten 
Zeitraumes zusammenfaßt, das Gold nicht für abgegebene Handels- 
werte errungen haben, es muß auf andere Weise in den Besitz des- 
selben gekommen sein. Und da entgeltlose Geschäfte, wie Erb- 
schaften und dgl., nicht ins Gewicht fallen können, so kann es nur auf 
dem Wege der Anleihe beim Auslande zu dem. Golde gelangt sein, 
gerade so, als wenn es Handelswerte auf Borg eingeführt hätte, und 
diese Einfuhr muß im Laufe der Zeit mit Ausfuhr bezahlt werden. 
. Die Frage, wie Deutschland den wirtschaftlichen Aufgaben, die 
es sich gestellt sieht, gerecht werden kann, diese Frage zu beant- 
worten, geht über den Rahmen der vorliegenden Abhandlung hinaus. 
Es mag nur ganz im Allgemeinen gesagt werden: Die politischen 
Grenzen der Staaten scheiden dadurch, daß sie auf die Handelsinter- 
essen übertragen werden, die Staaten auch wirtschaftlich. Diese 
Scheidung hat der „Friede“ von Versailles durch Schaffung neuer 
Staaten noch verschärft. Wir sehen jeden Staat aufs Eifrigste be- 
müht, in seinen Handelsverträgen mit anderen Ländern die Interessen 
seiner Haupterwerbszweige wahrzunehmen, der Ausfuhr des einen 
die Auslandstore weitmöglichst zu öffnen, den andern wiederum 
gegen unliebsame Einfuhr zu schützen. Es ist ein Zollkampf Aller 
gegen Alle. Diese Entfaltung des nationalen Egoismus ist vom welt- 
wirtschaftlichen Standpunkt betrachtet durchaus ungesund und die 
Ursache von Mißstimmung, Reibung, Vergeltungsmaßregeln, von 
Zoll- und wirklichen Kriegen. Man hat vorgeschlagen, einen euro- 
päischen Zollverein zu gründen, der die wirtschaftlichen Schranken 
zwischen den Ländern Europas niederlegen würde, um sie desto 
höher gegenüber dem mächtigen Mitbewerber Amerika aufzurichten. 
Das hieße den wirtschaftlichen Gegensatz zwischen Europa und 
Amerika erst recht verschärfen. Viel besser wäre es, einen Welt- 
zollverein zu errichten, der aus dem ganzen zivilisierten Erdball ein 
einziges Wirtschaftsgebiet machte. Denken wir uns, ein großer 
Eroberer hätte dieses Gebiet unter seine Hoheit gebracht, fielen 
dann die Schranken zwischen den einzelnen Ländern nicht von selbst 
hinweg? Daß in einem Lande gewisse Wirtschaftszweige durch 
diesen Wegfall Schaden erleiden würden, ist bedauerlich; hat aber 
diese Rücksicht abgehalten, die Fortschritte der Technik, welche ja 
auch zahlreiche Opfer kosteten, sich zunutze zu machen? Der Ver- 
braucher gewinnt jedenfalls, wenn man ihm die Erzeugnisse der gan- 
zen Welt unbeschwert durch Zoll zukommen läßt. Zwar ist der in- 
ländische Erzeuger auch Verbraucher, und wenn sein Verbrauch 
zurückgeht, so leidet darunter auch der Verdienst der Anderen. Ist 
aber dieser Schaden in der Tat so groß, wird er nicht meist über- 
trieben? Wenn ein Erzeuger wirklich nicht mehr bestehen kann, 
wenn sein Erzeugnis nicht mehr durch Zoll geschützt ist, so ist dies 
ein Beweis dafür, daß seine Erzeugung künstlich gehalten werden 
muß, daß sie der natürlichen Berechtigung entbehrt, und ein solcher 
tut besser, sich auf einen anderen Erwerb zu werfen. Schutzzölle 
verteuern die Ware; vertreibt der Verbraucher selber eine andere
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.