finden sich in den gewöhnlichen Verhältnissen nicht zurecht. Alles wird
sofort wieder vergessen, wenn es nicht in unmittelbarer Beziehung
zu ihrem gewöhnlichen Triebleben steht. Einseitige Gedächtnis-
leistungen beweisen nichts. In der Wiedergabe ihrer eigenen Erleb-
nisse sind die Schwachsinnigen unsicher, phantastisch und lückenhaft.
Ihr Gefühlsleben ist arm; gerade die höheren gemütlichen Regungen
sind beim schwachsinnigen Kinde häufig außerordentlich verkümmert.
Im Verkehr mit der Umgebung ist der Schwachsinnige meistens gleich-
gültig und teilnahmslos, hat er es mit Fremden zu tun, scheu und
ängstlich. Bei anderen findet man wieder dauernd eine unbegründete
kindliche Heiterkeit, die jeden Augenblick in zornmütige Reizbarkeit
umschlagen kann. Der Schwachsinnige überlegt nicht, ahmt kritiklos
nach und ist leicht bestimmbar, neigt zum Schmutz und zur Unssauber-
keit. Sich selbst überlassen, leben sie untätig in den Tag hinein, be-
treiben alles spielerisch, sind leicht verführbar und neigen nicht selten
zu geschlechtlichen Schmutzereien. In ihrer Haltung und ihren Be-
wegungen sind sie meistens täppisch, unsicher, plump, allerlei Mit-
bewegungen, Grimmassieren, automatische Bewegungen des Körpers,
Speichelfluß, Zähneknirschen fallen uns auf, monotone Laute wieder-
holen die Schwachsinnigen ganz triebhaft. Es fehlt ihnen jeglicher
Trieb, etwas zu lernen. Die Sprache, das Lesen und Schreiben sind
außerordentlich mangelhaft.
Der Schwachsinn kommt zustande infolge erblicher Belastung des
Kindes durch die Vorfahren. Das menschliche Gehirn bleibt frühzeitig
in seiner Entwicklung stehen, ist infolge von Gründen, die wir noch
nicht im einzelnen kennen, infolge von Keimsschädigungen von Eltern
und Voreltern her in seiner Entwicklung gehemmt. Auch frühzeitige
Erkrankungen des Gehirns, Entzündungen der Hirnhaut und der Ge-
hirnsubstanz selbst können den Schwachsinn in allen Graden zur
Folge haben.
Einzelne Formen des Schwachsinns haben äußerlich etwas außer-
ordentlich Charakteristisches, und gerade infolge ihrer äußerlichen
Mißgestaltung können die hierher gehörenden Schwachsinnigen leicht
in einer Krüppelanstalt mit unterschlüpfen. Erwähnt seien nur die
Mikrozephalen, Kinder mit gleichmäßig verkleinertem Schädel und
infolgedessen auch verkleinertem Gehirn, bei denen der hintere Teil
des Schädels im auffallenden Mißverhältnis steht zum Gesichtsteil.
Die Stirn ist schmal und gerunzelt, nach hinten fliehend, das Hinter-
haupt stark abgeflacht, der ganze Schädel sehr niedrig. Der mongo-
loide Typ des Schwachsinnigen fällt auf durch die schiefen, schlitz-
förmigen Lidspalten, eine breite, kleine Nase. Bei anderen ist die
körperliche und seelische Entwicklung gleichmäßig auf einer niedrigen.
kindlichen Stufe stehengeblieben. Es sind die Infantilen, die außer-
120