Full text: Neuzeitliche Krüppelfürsorge

14.3 
Knudsen in Berührung kam, aus der er viel Anregung zum weiteren 
Ausbau seiner Versuche in Nowawes schöpfte. 
Knudsen hatte 1872 in Kopenhagen eine Gesellschaft für Krüppel- 
fürsorge gegründet, die zunächst eine Wohnung und dann ein Haus 
mietete, um alsbald ein neues Heim als Eigentum zu erwerben. Eine 
weit ausgedehnte und fruchtbare Tätigkeit wurde hier entfaltet, so daß 
die Listen zum 25 jährigen Bestehen dieser Anstalt die Namen von 
5800 Krüppeln aufwiesen, die dort behandelt und lebenstüchtig ge- 
macht waren. Für weitere Einzelheiten über Knudsen und sein Werk 
sei verwiesen auf Martin Ulrich, Hans Knudsen und die Krüppel- 
fürsorge der evangelischen Kirche in der Zeitschrift „Die Innere Mis- 
sion im evangelischen Deutschland“, 17. Jahrgang, 1922, S. 62. 
Unter der Leitung des Pfarrers Hoppe entwickelte sich bald in 
Nowawes neben dem bekannten Diakonissenhaus ein großes Krüppel- 
heim, von dem aus ganz neue Gründungen in der Folgezeit angeregt 
wurden. Größere Förderung erfuhren die Bestrebungen Hoppes da- 
durch, daß er in dem bekannten Theoretiker der Inneren Mission 
Theodor Schäfer eine literarisch gewandte Persönlichkeit fand, die 
durch theoretische Arbeiten die praktischen Bestrebungen Hoppes unter- 
baute und in weitere Kreise trug. 1899 wurde von ihnen das „Jahr- 
buch der Krüppelfürsorge“ begründet, von dem bis 1908 bereits 10 
reich illustrierte Bände vorlagen, die für die Orientierung über die 
Krüppelfürsorge, das Entsstehen und Werden der Arbeit von unersetz- 
lichem Werte sind. 
1900 riefen Schäfer und Hoppe die Konferenz der deutschen An- 
stalten für Krüppelfürsorge ins Leben. Dieser Zusammenschluß der 
Krüppelanstalten der Inneren Mission erfolgte besonders gegenüber 
der um die Jahrhundertwende erstarkenden humanitären Richtung, 
die den Schwerpunkt in der Krüppelfürsorge auf die medizinische Seite 
verlegte und die erziehliche zu stark vernachlässigte. Dieser Richtung 
gegenüber wollte man durch die Konferenz die Eigenart der evan- 
gelisch-konfessionellen Fürsorge wahren. Aber es waren nicht nur 
Defensivzwecke, die von der Organisation verfolgt wurden, Jie hat viel- 
mehr auch das Verdienst, die Krüppelfürssorge in ihrer weiteren Ent- 
wicklung wesentlich gefördert zu haben. Das geschah namentlich durch 
die Tagungen, die regelmäßig abgehalten wurden. So wurde bereits 
auf der 3. Tagung, die im Jahre 1905 in Cracau stattfand, die For- 
derung erhoben, man müsse dem Krüppel ebenso wie den übrigen 
Anormalen (Blinden, Taubstummen usw.) ein gesetzliches Recht auf 
Versorgung und Ausbildung gewähren. Diese Forderung ist dann in 
der Folgezeit immer wiederholt worden. Die 8. Konferenz im Jahre 
1916 entschloß sich, einen entsprechenden Antrag an das Preußische Ab- 
geordnetenhaus zu richten. Dieses nahm die Anregung zwar auf, 
konnte sie jedoch nicht mehr realisieren, da es durch die November-
	        
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