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„Deutsche Vereinigung für Krüppelfürsorge“ zu gründen, die zu ihrem
Organ die „Zeitschrift für Krüppelfürsorge“ wählte. Bereits im fol-
genden Jahre hielt die Deutsche Vereinigung ihren ersten Kongreß ab.
Man begann gleich mit einer bedeutsamen Aufklärungsarbeit und er-
richtete auf der Dresdener Hygiene-Aussstellung 1911 einen besonderen
Pavillon für Krüppelfürsorge.
Das Aufkommen und die Entwicklung der humanitären und
staatlichen Bestrebungen ließ naturgemäß eine Anzahl Anstalten auf
interkonfessioneller Basis entstehen, z. B. das Krüppelheim Marien-
thal-Zwickau (1904), die Berlin-Brandenburgissche Krüppelheil- und
Erziehungsanstalt in Berlin (1906), die Krüppelschule in Waldenburg
in Schlesien (1906), eine Krüppelanstalt in Braunschweig (1908), das
Krüppelheim Wolfshagen-Wissek bei Bromberg (1909), das Badische
Landeskrüppelheim in Heidelberg (1909), die Heimstätte für gebrech-
liche Kinder in Leipzig (1909), die Mittelfränkische Krüppelheil- und
Erziehungsanstalt in Nürnberg (1912), das Unterfränkische Krüppel-
heim in Würzburg (1913). – Vgl. Handwörterbuch der Staats-
wissenschaften, Fischer, Jena, 4. Aufl., VI, S. 93.
Neben der geschlossenen Fürsorge entfaltete sich gleichzeitig die
offene, indem Beratungsstellen und besondere Fürsorgevereine ins
Leben gerufen wurden.
So hatte bereits vor dem Kriege die Krüppelfürsorge erfreuliche
Fortschritte aufzuweisen. Den damaligen Stand charakterisiert der
Leiter der Krüppelheil- und Erziehungsanstalt und der Beratungs-
stellen für krüppelhafte Kinder in Nürnberg, Dr. Rosenfeld, im Kom-
munalen Jahrbuch, Verlag Fischer, Jena 1914, S. 156 folgender-
maßen: „Die Fürsorge für Krüppel, insbesondere die jugendlichen hat
einen relativ starken Aufschwung genommen. Die Überzeugung von
der Notwendigkeit, sich der körperlich Gebrechlichen vom sozialen
Standpunkte annehmen zu müssen, für Nutzbarmachung der teilweise
brachliegenden Erwerbsfähigkeit einzutreten, hat Behörden, Kom-
munen und private Wohlfahrtspflege veranlaßt, entsprechende Maß-
nahmen zu treffen. Die Folgen der Bestrebungen zeigen sich in einer
allgemein zutage tretenden Neigung, dem etwas vernachlässigten
Zweige allgemeiner Fürsorge gerecht zu werden, in einer vermehrten
und umfangreichen Propaganda, in dem Bestreben, neue, den er-
hobenen Forderungen entsprechende, nach Umfang und Anzahl genü-
gende Einrichtungen ins Leben zu rufen, in vermehrter finanzieller
Unterstützung bestehender und werdender Fürsorgesstellen, in Ver-
suchen, die Krüppelfürsorge analog der Fürsorge für andere Gebrech-
liche auf eine gesetzliche Grundlage zu bringen. Es kann und darf nicht
verkannt werden, daß die Kommunen weitgehend beteiligt sind und
beteiligt werden; eine Prüfung und ein sorgfältiges Studium der ein-
schlägigen Vorgänge liegt im allgemeinen Interesse.“
Beiträge zur sozialen Fürsorge. 6.