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wiegend beim weiblichen Geschlecht auf (auf 7 Mädchen 1 Knabe)
und kommt ein- und doppelseitig vor. Wie die ausgesprochene
Erblichkeit beweist, beruht sie auf einer Störung der Keimanlage.
Pathologisch-anatomisch finden wir eine nur rudimentär angelegte
Pfanne und einen verbildeten Schenkelkopf und -hals vor. Entdeckt
wird das Leiden meist erst bei den ersten Gehversuchen, bei
denen man ein charakteristisches Hinken bemerkt. Bei einseitiger
Verkrüppelung erscheint das betreffende Bein kürzer, das Kind
tritt „in eine Kute“, bei doppelseitiger macht sich ein eigen-
artiger watschelnder Gang bemerkbar. Besteht letztere Verkrüppelung
länger, so kommt es zum Vornüberfallen des Beckens und zu einer
immer sstärkerwerdenden, als Ausgleich dienenden Ausbiegung der
Lendenwirbelsäule nach vorn. Bei veralteten einseitigen Fällen kann
schließlich der Gang nur mit Krücken ermöglicht werden, bei doppel-
seitigen können die Knie so aneinandersstoßen, daß sie sich an der
Innenseite blutig reiben und ein Gehen kaum mehr möglich ist.
Bei rechtzeitiger Beh andlung können die Kinder mit
voller Sicherheit vor diesem Schicksal bewahrt bleiben. Ist auch nicht
in allen Fällen volle anatomische Heilung möglich, so doch bestimmt
Erzielung eines ausreichenden Gehvermögens. Alles hängt davon ab,
daß die Kinder möglichst frü h in die Behandlung treten, da die
allein richtige Behandlung, die unblutige Einrenkung, im
späteren Alter, vom 5.096. Jahr ab nicht mehr. oder doch nur unter
Gefahr für den Patienten ausgeführt werden kann. In den ersten
Lebensjahren (2.93.) ist der Eingriff leicht und ohne Gefahr; er
kann auch, wenn er, was hauptsächlich bei doppelseitiger vorkommt,
auf der einen Seite nicht von bleibendem Erfolg ist, öfter wiederholt
werden. Das Wichtigste ist somit die frühzeitig e Stellung der
Diagnose. Jedes Kind, das hinkt, muß fachärztlich und mit Röntgen-
strahlen untersucht werden; eine Unterlassung bedeutet
einen Kunstfehler! Häufig kommt Verwechselung mit rachi-
tischen Verbiegungen vor (das verwächst sich wieder!); sicheren Schutz
dagegen bietet die Untersuchung mit Röntgenstrahlen.
Auch in veralteten Fällen ist heute wesentliche Besserung des
Gehvermögens durch (blutige) Eingriffe zu erzielen.
2. Ange bor ener Klumpfuß.
Er kommt ein- und doppelseitig vor. Starkes Überwiegen des
männlichen Geschlechts ist fesstzustellen. Das Leiden beruht häufig auf
Keimsstörung (Erblichkeit), aber auch auf Druckerscheinungen und ent-
zündlichen Veränderungen an den Eihäuten. Der Klumpfuß ist kurz;
er ist auf die äußere Kante gestellt; der innere Fußrand ist nach oben,
der äußere nach abwärts gerichtet; dabei besteht eine mehr oder minder
große Senkung und Einwärtsrollung der Fußspitze. Bei unbehandelten
älteren Fällen kann die Mißbildung sso groß werden, daß die Fußspitze
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