ist also: Einschränken der erkannten Schädlichkeiten der Schule nach
Möglichkeit, soweit es mit der Disziplin und einem geregelten Lehr-
plan sich vereinigen läßt. Es muß also zuerst gefordert werden, daß
die Kinder auf Bänken und an Tischen sitzen, die ihrer Körpergröße
entsprechen. Dann müssen diese so gebaut sein, daß sie dem ermü-
deten Rücken auch tatsächlich eine Stütze bilden und so nach Möglichkeit
die seitliche Ausbiegung der Wirbelsäule verhüten können. Diesen
Anforderungen werden die neueren Schulbänke mit aufklappbarem
Sitz und dgl. („Rettig“"sche Schulbank) in vollem Maße gerecht. Trotz-
dem würde bei einer Beibehaltung der Schrägschrift auch in diesen
Bänken eine seitliche Ausbiegung der Wirbelsäule weiter erfolgen.
Es muß daher gefordert werden, daß die erst in den lezten 150 Jahren
eingeführte Schrägschrift zu Gunsten der Steilschrift, die dem Kinde
weit natürlicher liegt, geändert werden muß. Bei dieser Steilschrift
liegt der Rand des Heftes mit dem Tischrand parallel, und es erübrigt
sich so jede seitliche Ausbiegung der Wirbelsäule. Da wir ferner ge-
sehen haben, welchen wesentlichen Faktor die Ermüdung der Rücken-
muskulatur bei Entstehung der Skoliose spielt, so muß mit allen
Mitteln dahin gestrebt werden, diesen Ermüdungszustand zu verhüten.
Dies geschieht einmal durch Einlegen genügend langer Zwischen-
pausen zwischen die Schulstunden, in denen sich die Kinder dann auch
tatsächlich frei umhertummeln dürfen, um so die Muskulatur zu
kräftigen. Ferner ist eine systematische Durchbildung des ganzen
Körpers notwendig, um ihn gegen die Schädlichkeiten des Schul-
betriebs zu stählen. Diese Durchbildungsmöglichkeit haben wir ganz
vorzüglich in unserem deutschen Turnunterricht (nebst den neueren
schwedischen Übungen), bei dem der Körper systematisch nach allen
Richtungen hin durchgeübt wird. Hierzu ist aber die bisher in den
Städten gegebene Turnstunde 1 bis 2 mal in der Woche in keiner
Weise ausreichend. Wir müssen fordern, daß eine tägliche Turn-
stun de eingeführt wird. Es ist wichtiger, daß unsere Jugend einen
gesunden und geraden Körper behält, als daß ein junges Mädchen,
wenn es die Schule verläßt, einen Buckel hat und dafür den bino-
mischen Lehrsatz kennt, den es doch schnell wieder vergißt!
Da wir die Wichtigkeit der Vorbeugung erkannt haben, so müssen
wir durch regelmäßig stattfindende Schuluntersuchungen feststellen,
welche Kinder in Bezug auf Skoliose gefährdet erscheinen. Diese Kinder
sind in Sonderturnkursen zusammenzufassen, in denen das Haupt-
gewicht auf die Kräftigung der Rückenmuskulatur gelegt wird. Alle
Kinder dagegen, bei denen sich bereits die Anzeichen einer beginnenden
Verkrümmung der Wirbelsäule (d. h. knöcherne Veränderungen)
zeigen, müssen unverzüglich in fachärztliche Behandlung gebracht
werden. Am wichtigsten ist es, daß die Kinder auf einige Zeit ganz
aus der Schule genommen werden, da der ohnehin geschwächte Körper
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