die beginnende Entwicklungsstörung ausgezeichnet beeinflußt werden
kann, während die ausgebildete Krankheit einer solchen Behandlung
trotzt.
Aus den Anträgen an die Landesfürsorgesstelle auf übernahme
der Krüppelfürssorge geht hervor, daß vielfach Unsicherheit darüber
herrscht, zu welchem Zeitpunkt vorbeugende und vor-
bereitende Maßnahmen und wann Anstaltsbehand-
lung erforderlich sind. Die rechtzeitige Durchführung dieser
Maßnahmen ist aber für den Erfolg namentlich in vorbeugender Hin-
sicht von größter Bedeutung.
Der angeborene Schief hals kann in den ersten Lebens-
monaten zuweilen noch durch einfache Lagerung des Kopfes geheilt
werden, während er bei längerem Bestehen zu unheilbarer Defor-
mation des Kopfes und der Wirbelsäule führt.
Der ang e b or ene Klum pf uß wird gleichfalls schon von den
ersten Lebenstagen an zweckmäßig mit redressierenden Manipulationen
behandelt und in überkorrigierter Stellung mit Binden, Heftpflaster,
später mit Bandagen. so vorbereitet, daß später bei einer definitiven
Redression um so sicherer ein dauernder Erfolg erzielt wird.
Besonders wichtig ist auch die frühzeitige Erkennung und Behand-
lung der angeborenen Hüftgelenks verr enk ung. Schon
im ersten Lebensjahre kann versucht werden, durch Abduktions-
gymnasstik die eigentliche Einrenkung vorzubereiten, welche am besten
schon vor den ersten Gehübungen einsetzt.
Spaltbildungen, bedingt durch unvollkommenen Verschluß der
Körperhöhlen bzw. der beiderseitigen symmetrischen Körperanlagen,
zeigen sich am Kopf am häufigsten als sog. Hasen sch art en. Geht
der Spalt durch die ganze Oberlippe bis in die Nase, so daß die Er-
nährung erschwert ist, so muß frühzeitig operiert werden; sonst kann
bis zum Alter von 1% Jahr gewartet werden; denn Säuglinge sind in
den ersten Monaten auch gegen geringen Blutverlust sehr empfindlich.
Die Gaumenspalten werden am besten im 2. Lebensjahre
Operativ geschlossen, doch ist diese Operation nur dann Erfolg ver-
sprechend, wenn sie von einem auf dem Gebiete der plasstischen
Dperation gut geschulten Chirurgen vorgenommen wird.
Angeborene Leistenbrüch e sollen im 2. Lebensjahr, ange-
borene Wasserbrüche aber bereits im 1. Lebensjahr operiert werden,
desgleichen Vorhautverwachsungen. Angeborene Nabelbrüche können
meistens im ersten Lebensjahr durch Heftpflasterverband zur Aus-
heilung gebracht werden.
Die Spaltbildung im Wirbelkanal (spina bilida)
hat ihren Sitz meistens im Lendenteil und bildet dort eine weiche ge-
schwulstartige, mit normaler oder ulceröser Haut bedeckte Vorwölbung.
Wenn keine Lähmung der Blase, des Mastdarms oder der Beine
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