Object: Verständigung zwischen Stadt und Land durch Revision unserer Ernährungspolitik

Es kann nicht die Aufgabe der Wirtschaftspolitik sein, das oft 
über das physiologisch richtige Maß hinausgehende Fleischbegehr 
der Verbraucher, wie das vorige Bild zeigt, zu befriedigen; das 
Problem heißt vielmehr: Sicherstellung des ernährungsphysiologi- 
schen Mindestbedarfes, 
Die anerkannten Ernährungsphysiologen Rubner und v. Voits 
halten einen Mindestverbrauch von 70 kg je Kopf und Jahr für 
erforderlich, einige Gelehrte gehen hierin höher, andere niedriger, 
Um diese Zahlen zu streiten, ist müßig. Sicher ist, daß ein Ver- 
brauch von 27 kg nicht ausreicht. Sicher ist auch, daB die Kreise 
mit diesem Konsum mehr essen möchten und nur deshalb nicht 
mehr kaufen, weil ihnen das Geld dazu fehlt. 
Das Versorgungsproblem ist also ein reines 
Preisproblem. 
Ein Blick auf die Entwicklung der Fleischpreise in den letzten 
drei Jahren. zeigt, daß die Rindfleischpreise eine ruhige, gleich- 
mäßig steigende Tendenz, die Schweinefleischpreise dagegen starke 
Schwankungen und im April 1928 einen besonderen Tiefstand zu 
verzeichnen hatten, während der gleichbleibende Gefrierfleischpreis 
sogar damals noch 37 Pfg. je Pfund unter diesem anormal nie- 
drigen Schweinefleischpreis lag. 
Die’ großen Verhiste, die die Schweinepreise der Landwirt- 
schaft damals brachten, führten zu dem Notprogramm und den 
heutigen hohen Preisen. 
Diese Tatsachebeweist, daB die deutsche Land- 
wirtschaft bei Aufrechterhaltung ihrer Rentabili- 
tät nicht in der Lage ist, die minderbemittelten 
Bevölkerungskreise mit Fleisch zu den niedrigen 
Dreisen zu versorgen, die ihrer geringen Kaufkraft 
entsprechen.
	        
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