Full text: Forstwirtschafts-Politik

56 Natürliche Bedingtheit. 
die Herstellung einer Großschiffahrtsstraße von Aschaffenburg bis Passau genehmigt. 
Die begonnenen Arbeiten mußten nach dem Zusammenbruch Deutschlands wieder ein- 
gestelt werden. – Durch den Übergang der dem allgemeinen Verkehr dienenden 
Wasserstraßen an das Reich vom 1. April 1920 ab wurde die Frage auf eine erweiterte 
Grundlage gestellt. Nunmehr wird der Ausbau der Großschiffahrtsstraße für Schiffe 
bis zu 1500 t Tragfähigkeit vom Main bei Aschaffenburg über Bamberg, Nürnberg zur 
Donau und weiter über Regensburg bis zur Reichsgrenze bei Passau von der am 
30. Dezember 1921 mit einem Grundkapital von 900 Millionen Mark gegründeten 
Rhein-Main-Donau-Aktiengesellsc< aft erfolgen. Weiterhin soll damit 
der Ausbau der Donau zwischen Kelheim und Ulm zur Großschiffahrtsstraße sowie die 
Herstellung von Schiffahrtsanschlüssen nach Augsburg und München verbunden sein. 
Die wesentliche Grundlage für die Durchführung des Unternehmens bildet die Ver- 
wertung der durch den Bau von Wasserkraftwerken bei den Schleusenstufen erzeugten 
elektrischen Energie. Das Betriebswasser für die Kanalstrecke und die Kraftwerke zwischen 
Main und Donau soll dem Lech unterhalb Augsburg entnommen und durch einen 90 km 
langen Zubringerkanal der Scheitelhaltung der Schiffahrtsstraße zugeführt werden. – 
Nach hundert Jahren, von der Inbetriebnahme der einzelnen Wasserkraftwerke an, 
spätestens am 31. Dezember 2050, gehen dieselben unentgeltlich an das Deutsche Reich 
über. Von der eigentlichen Wasserstraße werden die einzelnen Teilstücke nach ihrer 
Fertigstellung auf Verlangen des Reiches oder der Gesellschaft vom Reich für eigene 
Rechnung übernommen, so daß die Gesellschaft von den Kosten, die der Betrieb und die 
Unterhaltung der Wasserstraße mit sich bringt, entlastet wird . . . Dieser Großschiff- 
fahrtsweg wird die Schnittholzausfuhr aus Bayern nach dem Rhein wesentlich fördern, 
die Rundholzflößerei auf dem Main aber völlig lahmlegen1).“ 
Die weitaus wichtigste natürliche Wasserstraße Deutschlands und Europas ist der 
Rh e in. Er hat neben geringer Vereisung einen sehr gleichmäßigen Wasserstand. Ein 
großer Nachteil für Deutschland liegt aber darin, daß seine Mündung in fremdem Staats- 
gebiete liegt. Er ist bis Mannheim ~ 600 km von der Mündung + für Schiffe von 
2000 t Tragfähigkeit, bis Straßburg noch für solche von 1!/, m Tiefgang befahrbar. 
Bis Köln können sogar kleinere Seeschiffe gelangen. ~ 
H o lz wird auf dem Rhein nicht nur zu Tal, sondern auch zu Berg transportiert?). 
Außer dem Schwarzwald und Bayern kamen vor dem Kriege namentlich Rußland, 
Schweden, Galizien, Bukowina, Kanada und Südamerika als Holzlieferanten in Frage. 
Der Aufschwung der Zufuhren zu Berg beginnt um die Mitte der 80er Jahre: 1881 
erscheinen schwedische „Battons“ (Bohlen) am Rhein; norwegische, amerikanische, 
russische Ware folgte. Seit Ende der 90er Jahre schlagen auch die Waren aus der 
Bukowina und Rumänien den Seeweg Galatz--Odessa über Rotterdam ein, die 1897 
zuerst als Beiladungen zu Getreide über Rotterdam nach Duisburg kommen. Die zuerst 
geringe Zufuhr zu Berg überflügelte seit Ende der 90er Jahre diejenige zu Tal. 
Jür die Einfuhr r u \ s i \ < e n Holzes spielten vor dem Kriege die Binnenwasser- 
straßen: Memel, Weichsel und Warthe eine große Rolles). Das meiste russische Holz 
1) Endres, I. c., S. 833/34. 
S g! “et hierzu K em pk e n s,, „Die Ruhrhäfen, ihre Industrie und ihr Handel“, Bonn 1914, 
s) Fgeres hierüber findet man bei U h l m an n, „Der Deutsch-Russische Holzhandel“. 
Tübingen 1905.
	        
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