fahr reden. Keine chinesische Expedition ist seıt vielen Jahrhunderten in
Europa eingebrochen, um ihre Religion und Handelsbräuche einzuführen
und unsere Gebiete zu besetzen; kein chinesisches oder japanisches Heer ist
gekommen, Europa zu schrecken, ganze Landstrecken zu plündern und den
Nationen rechtswidrig Provinzen zu rauben. Wir bestehen darauf, Asien als
ein auszubeutendes Land anzusehen, und wenn es dann unserer kapitalisti-
schen Ausbeutung und unseren politischen Einbrüchen widersteht, nennen
wir es eine Gefahr.
Europa hat seine schlimmsten Elemente nach Asien gebracht. Selbst große
und achtbare europäische Nationen haben es gewagt, die Häfen von China zu
bombardieren, als die Chinesen kein Opium erwerben wollten. Die Europäer
fanden in China keinen Widerstand, solange sie nicht Willkür und Gewalt
übten. Aber wie sollten tausende und abertausende junger Chinesen, die in
englischen und amerikanischen Universitäten ausgebildet wurden, sich auf
die Dauer dem System der Kapitulationen unterwerfen (das der Versailler
Vertrag nur für Deutschland abschaffte, weil die Deutschen nach dem Ver-
trage Barbaren sind) und die heutigen Formen der Ausbeutung annehmen ?
Ich habe nicht ohne Schaudern die zahlreichen Schriften über die Ausnutzung
der chinesischen Arbeiter und vor allem der Kinder seitens der europäischen
Kapitalisten gelesen, die sich Vertreter der christlichen Zivilisation nennen.
Wo das Leiden groß und die Unzufriedenheit tief ist, findet eine Propa-
ganda des Aufruhrs fruchtbaren Boden. Der Vertreter der Sowjets, Sinowiew,
hat sehr richtig gesagt: „Unsere Propaganda in China erfolgte unter außer-
ordentlich günstigen Umständen; nie hätten wir so viel zu hoffen gewagt.“
Die außerordentlich günstigen Umstände wurden von dem gierigsten und
ehrlosesten Kapitalismus, den die Geschichte kennt, vorbereitet.
Über die Greuel des klerikalen Spaniens in Marokko und über das Ver-
fahren der militaristischen spanischen Regierung wurde schon sehr viel ge-
schrieben. In seiner Rede vor dem Papst, der in seiner hohen Klugheit ‚das
Geschehene nicht billigen konnte, sprach Alfons XIII. wirklich von einem
heiligen Krieg und von der Aufgabe, das Kreuz den Anhängern von Mahomet
aufzuzwingen. Es gab kein günstigeres Argument für Abd el Krim und seine
islamitische Propaganda. Alfons Rede, die dem Pater Torres zugeschrieben
wird, verbreitete sich im ganzen Islam. Der Ruf des spanischen Klerikalismus:
„Guerra, guerra al infiel marroqui!““ (Krieg, Krieg den ungläubigen Marok-
kanern !) faßt die ganze mittelalterliche Brutalität der klerikalen Gesinnung
Spaniens zusammen.
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