französischen .Nordafrika einen ausgiebigen Verdienst, französisches Kapital
und italienische Arbeit vereinigten sich in einem Werk der Zivilisation. Hat
Italien nach dem Kriege nicht unter einer furchtbaren Arbeitslosigkeit ge-
litten, so war es nur deshalb, weil mindestens achtmalhunderttausend Italiener
nach Frankreich auswanderten, wo sie Aufnahme und Arbeit fanden. Ohne
dies wäre Italiens Lage entsetzlich gewesen.
Wie man ihn auch auffaßt, der italienische Imperialismus kann sich nie
gegen Deutschland oder Rußland richten. Deutschland hat weder Gebiete
abzugeben, noch mit Italien gemeinsame Grenzen. Italien kann aber ebenso-
wenig seine Grenznachbarn: die Schweiz, Österreich und Jugoslavien an-
greifen. Eine Unternehmung gegen das türkische Kleinasien wäre ebenso
töricht wie unheilvoll, und die Mandate Frankreichs und Großbritanniens
zu besitzen, wäre eine ungeheuere Last ohne jeden Vorteil.
Eine imperialistische Politik könnte sich also nur gegen Großbritannien
oder gegen Frankreich richten. Aber die Tatsache, daß Italien nur ein Mittel-
meer-Staat ist und nur durch das Meer alle notwendigen Lebensgüter erhält,
macht jede anti-britische Politik unmöglich. Praktisch also könnte sich eine
imperialistische Politik nur gegen Frankreich richten, oder man könnte auf
einen Weltkonflikt hoffen, der dem siegreichen Italien neue Möglichkeiten
der Macht und Herrschaft geben würde. Aber dieses unheilvolle Ziel könnte
in einem wirtschaftlich armen Land, wo der Krieg viel Reichtum zerstört hat
und wo Kriegsschulden und Militärkosten einen großen Teil des Budgets ver-
schlingen, nur unruhige und unverantwortliche Geister anziehen. Der fas-
cistische Imperialismus ist also nur ein Wort; aber auch Worte sind eine Ge-
fahr, da sie einen Erregungszustand verursachen. Krieg und Frieden sind,
noch ehe sie Wirklichkeit werden, Seelenzustände.
Alle Macht vereinigt sich in dem Führer des Fascismus. Er ist das Haupt
der Partei, der nationalen Miliz, des Heeres, des Marine- und Flugwesens,
Minister des Auswärtigen. In seiner Hand vereinen sich alle, auch die sub-
tilsten Befugnisse; er verfügt eigenmächtig über alle Staatsmittel. Er ist also
zugleich Ministerpräsident und führt den Titel eines Ministers des Äußern,
der Kriegs-, Marine- und des Flugwesens. Alle Minister sind Anhänger der
fascistischen Partei. Ein Parlament gibt es nicht mehr; die Presse übt keine
Kontrolle mehr. Praktisch besteht ein Diktatur-System. Ein Volk von zwei-
undvierzig Millionen Menschen vermag nicht, seinen Willen irgendwie kund-
zutun. Es befindet sich in der Gewalt eines einzigen Mannes und einer ein-
zigen Parteı, die ihrerseits von demselben einzigen Mann abhängig ist.
Auch wenn man Mussolini die besten Eigenschaften zuerkennt, kann man
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