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blicíenben Staatsmann, bagu beftimmen tonnten, mit feiner Reidjs*
finangreform, oon beren Rotmenbigteit er boci) toie feiner fonft
übergeugt ift, fogufagen auf fjalbem 2Bege fielen gu bleiben. ©s
toirb für bie ©ef^iá)tf(^reibung eine intereffante Aufgabe fein, ben
unter ber Dberflä^e bes politifdjen ßebens flieftenben oerfdt)ie*
benen Strömungen innerhalb ber bunbeêftaatlidfen Regierungen
unb ber Reidjstagsparteien nachgugehen, meldije auf bie ginang*
reform ber 3 a h re 1903—1906 eingemirft ^aben. Diefe feiben
Strömungen bürften auch ben Sdjlüffel bilben für manche anbere
Vortommniffe auf bem ©ebiet unferer inneren unb äußeren <po=
Iitit, für bie uns fyeute nocí) befriebigenbe ©rtlärungen fehlen.
Kapitel I.
Die das ftrianzverhältms des Reichs zu den Bun
des ftaaten regelnden Verfaffungsbeftimmungen.
Die Einrichtung des Etats,
2Bie bas heutige beutfcEje Reidj aus bem Rorbbeutfdjen Vunbe
unb biefer in geroiffem Sinne aus bem preufpfifybeutfdfen 3°tf=
oerein i)eroorgegangen ift, fo %aben fidf) auef) in feiner ginang* -
gefetjgebung bie ©runbfätje erhalten, bie für feine Vorgänger, be=
fonbers ben Rorbbeutfdjen 23unb, mafcgebenb geroefen finb.
$atte man auf ber einen Seite bas Veftreben, bas Rei^
unabhängig neben unb über bie Vunbesglieber gu ftellen, fo
toirften bem auf ber anberen Seite bie oerfdjiebenften gentrifu*
g alen Mräfte unb ©inflüffe toieber entgegen, bie teils engherzigem
^artitularismus, teils aber auch bered^tigten fachtid)cn Rüdfichten
auf ben Staatshaushalt unb ben Staatsirebit ber SBunbesftaaten
entfprangen. Die gange Reichsfinanggefetjgebung trägt bis auf
ben heutigen Zag bas ©epräge bes ßompromiffes gmif^en bei*
ben einanber entgegenroirtenben Strömungen. 2BüI)renb bie Reidjs*
oerfaffung, im allgemeinen oon gentraliftif^em ©eifte burchmeljt,
bem Reiche bie ©innahmen oor allem aus ben ßöllen, Verbrauchs*
fteuern, bie oom Rorbbeutfdjen Vunbe übernommen mürben, gu*
führen mollte, gelang es fpäter bem 3entrum, burdj bie berühmte