164 Die Profittheorie (Fortsetzung)
kapitalistische Gesellschaft typischer Fall kann nicht für die
Erklärung des „arbeitslosen Einkommens‘ herangezogen werden,
da dieser Fall letzteres selbst voraussetzt. Andererseits kann auch
in anderer Weise bewiesen werden, daß die Ueberlegenheit des
Wertes der gegenwärtigen Güter die Profitentstehung nicht erklä-
ren kann. Wir sahen, daß bei der Untersuchung des „dritten
Grundes‘ Böhm-Bawerk als Hauptargument für die VUeber-
schätzung der gegenwärtigen Güter und der Erklärung des
Profitphänomens die Tatsache anführte, daß die gegen-
wärtigen Güter die Anwendung von produktiven Methoden er-
möglichen. Angenommen für einen Augenblick, dieser Vorzug
der gegenwärtigen Güter besteht zu Recht. Gesetzt ferner den Fall,
daß der Kapitalist über kein Bargeld verfügt, sondern vielmehr,
um die längeren Produktionsprozesse zu erzielen, sich Geld gegen
Zinsen verschaffen muß. Es ist klar, daß sein Profit nicht
durch die Ueberlegenheit der gegenwärtigen Summe über die zu-
künftige erklärt werden kann. Und so zeigt sich auch der „dritte
Grund“ als unzutreffend.
Wir prüften von verschiedenen Seiten aus das Hauptargument
Böhm-Bawerks, und alle Wege führten zum selben Ergebnis: Die-
ses Argument fußt auf gänzlich scholastischen, an den Haaren
herbeigezogenen Voraussetzungen, die entweder im Widerspruch
zur Wirklichkeit stehen (die Wertschätzung des Arbeiters und des
Kapitalisten) oder an innerem Widerspruch leiden (so der „dritte
Grund‘, der quasi von den ersten zwei abhängig ist, die Wert-
definition der Genußgüter durch den Wert der Produktivgüter
und umgekehrt usw.). In seinem Bestreben, den Profit auf die
Verschiedenartigkeit der Technik in verschiedenen Betrieben zu-
rückzuführen (längere, kürzere Produktionswege) ist offensicht-
lich der Wunsch verborgen, die allgemeinen Gründe des
Profits zu verschleiern, die sich aus der Klassenlage der
Bourgeoisie ergeben, — des Profits, dessen Entstehung durch die
Anwendung einer eigenartigen Terminologie und einer schola-
stisch spitzfindigen Art der Argumentation nicht erklärt, sondern
vielmehr verhüllt wird.
3. „DER SUBSISTENZFONDS
Die Nachfrage nach gegenwärtigen Gütern und ihr Angebot
Die Entstehung des Profits
Wir haben nun die Frage zu untersuchen, was denn nun die
„gegenwärtigen Güter‘ eigentlich sind, deren Umtausch gegen zu-
künftige Güter — die Arbeit — die Ursache für die Bildung des