Full text: Die politische Ökonomie des Rentners

85 Die Werttheorie (Fortsetzung) 
dann ..., wenn die Güterpreise und zugleich die Versorgungsver- 
hältnisse der verschiedenen Bedürfnisgattungen so geartet sind, 
daß, wenn ein in einer Gattung eintretender Ausfall innerhalb 
der Gattung selber getragen würde, hier relativ wichtigere Be- 
dürfnisse um ihre Deckung kämen, als wenn man den Kauf- 
preis des Ersatzexemplares anderen Bedürfnisgattungen ent- 
zieht”.“ 
Böhm-Bawerk gesteht also zu, daß bei unserer subjek- 
tiven Wertschätzung (wie Böhm-Bawerk bescheiden zugibt, ist 
es die Mehrzahl der Fälle) eine objektive Wert- 
größe vorausgesetzt wird. Da aber seine Aufgabe eben darin be- 
steht, diese Wertgröße von subjektiven Wertschätzungen ab - 
zuleiten, so ist es klar, daß die gesamte, von unse- 
rem Autor entwickelte Lehre vom Substitu- 
tionsnutzen nichts anderes als ein circulus 
vitiosus ist: der objektive Wert wird auf die subjektiven 
Wertschätzungen zurückgeführt, die ihrerseits durch den objek- 
tiven Wert erklärt werden. Diesen theoretischen Skandal stellte 
Böhm-Bawerk gerade dann an, als er ganz dicht vor dem Pro- 
blem stand, nämlich: nicht irgendeine hypothetische Wirischaft 
zu erklären, die mit der Wirklichkeit nichts gemein hat, sondern 
eine wirkliche, reale Wirtschaft, für die der „entwickelte Tausch“ 
charakteristisch ist‘. Es ist bezeichnend, daß Böhm auch selbst 
die „ernste theoretische Schwierigkeit erkennt, die für die Grenz- 
nutzentheorie in diesem Punkte besteht. Dennoch versucht er, aus 
der Verstrickung der Widersprüche herauszukommen. Sein Ver- 
such, die Theorie zu retten, besteht in folgendem: die Abschätzung 
En Böhm-Bawerk: „Grundzüge usw.“, S. 39. 
„Die Käufer — meint Scharling — bestimmen den Preis, den sie für die 
Ware geben wollen, nicht nach ihrer eigenen Schätzung ihres Nutzens, son- 
dern nach dem mutmaßlichen Preise, den zu geben man vom Konsu- 
menten erwartet‘ (l. c. 20). 
6 Ueber einen anderen Theoretiker der Grenznutzentheorie, Wieser, der 
die Bedingungen der Tauschwirtschaft nicht analysiert, bemerkt Böhm: „Der 
Satz Wiesers (Wieser: „Ursprung und Hauptgesetze des wirtschaftlichen Wer- 
tes‘, S. 128), daß der Grenznutzen immer ‚der. Nutzsphäre derselben 
Gütergattung angehören muß“, gilt daher nur unter der daselbst aufgestellten 
einschränkenden Klausel, daß man von der Existenz jedes Tauschverkehrs 
abstrahiert‘“ („Grundzüge usw.‘“, S. 39, Fußnote). Also finden wir bei Wieser 
keine Erklärung für den Tauschprozeß; Böhm versucht eine solche zu geben, 
doch stolpert er dabei sofort. Wahrlich, es geht, wie das russische Sprichwort 
sagt: „Die Schnauze gereitet, der Schwanz yersunken — den Schwanz gerettet, 
die Schnauze versunken‘. Vgl. auch L. Walras: „Principe d’une Theorie 
mathematique“ etc. ch. III. 8 Courbes de demande effective pp. 12, 13, 14. 
Die Formeln von Walras sind ihrem Wesen nach nichts anderes als einfache 
Tautologien. Vgl. S. 16 d. obenerwähnten Arbeit.
	        
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