Erhebung über die Produktion 3
Eingreifens festzuhalten. Dabei zeigte sich, wie sie entstanden
ist und wie sie durchgeführt wurde unter dem “Gesichtswinkel
des Schutzes der allgemeinen Belange, und zwar in diesen Aus-
nahmezeiten als eine kollektive Zwangswirtschaft. Nach dem
Kriege wurden diese Einrichtungen der Kollektivwirtschaft mehr
oder minder rasch wieder aufgegeben, doch hat man angesichts
der neuen Bedürfnisse erneut seine Zuflucht zu ihnen genommen.
So erhielt sie eine erhebliche Bedeutung bei dem Kampfe gegen
die Arbeitslosigkeit. An dieser Stelle sei nur an die Schaffung
öffentlicher Arbeiten erinnert, die z. B. für Norwegen allein inner-
halb eines Jahrfünfts eine Ausgabe von 150 Millionen Kronen
bedingten.
7. Ein anderer Wesenszug der hier behandelten Bemühungen
besteht oft in ihrem internationalen Charakter. Die große 1920
einsetzende Weltabsatzkrise war ein deutliches Zeichen der tat-
sächlichen Solidarität, der engen gegenseitigen Abhängigkeit
der Lebensinteressen der Nationen. Wie auch immer bei einer
solchen Krise die Rolle anderer Faktoren sein mag, wie z. B. der
gewissermaßen selbständige Verlauf der zyklischen Strömungen
der modernen Industriewirtschaft, so ergab sich doch deutlich
für einen Jeden, daß zum mindesten der Umfang der Krise von
den Umwälzungen abhängig war, die sich in den Handelsbe-
ziehungen von Land zu Land ergeben hatten. Gerade weil der
Krieg die Verarmung einiger Völker herbeigeführt hatte, und weil
die Geld- und Währungskrise deren Kaufkraft im Auslande noch
mehr geschwächt hatte, war auch die Ausfuhrmöglichkeit anderer
Völker und damit deren Produktionsmöglichkeit betroffen. Die
Wirkung aller dieser zahllosen Einflüsse, der Verlust von Absatz-
gebieten als Folge des Krieges, teilte sich so nach und nach von
Land zu Land mit und gab der Krise einen universellen Charakter.
Ein deutliches Beispiel dieser Zusammenhänge bietet die
Krise der Baumwollproduktion in den Vereinigten Staaten. Der
Bericht enthält hierüber die nötigen Zahlenangaben, auch in graphi-
schen Übersichten. Sie zeigen, daß die Vereinigten Staaten in der
Vorkriegszeit zwei Drittel ihrer Baumwollproduktion ausführten,
und daß Europa hiervon mehr als neun Zehntel übernahm. Da
kam der Krieg, die Blockade wurde verhängt, und die Baumwolle
zum Kriegsgute erklärt; dadurch ließ die amerikanische Ausfuhr
erheblich nach, und die Vorräte sammelten sich von Jahr zu Jahr
immer stärker an. Nach dem Friedensschlusse nahm die Ausfuhr
wieder zu, wenn auch in ungenügender Weise. 1918—1919 nahm
Europa weniger als die Hälfte der Vorkriegsmenge auf ; im folgenden
Jahre wurde die Einfuhr durch die Beseitigung der Blockade
und durch den ungeheuerlichen Umfang der zu befriedigenden
Bedürfnisse gefördert, sodaß sie fast zwei Drittel der Vorkriegs-
menge erreichte, aber 1920—1921 traten neue wirtschaftliche
Schwierigkeiten auf, die Einfuhr in Europa ging auf etwa die
Hälfte der vor dem Kriege bezogenen Menge zurück. Zu gleicher
Zeit jedoch waren die Vorräte auf etwa das Sechsfache der durch-
schnittlichen Vorratsmengen der Zeit von 1910—1914 ange-
wachsen. Dadurch wurden die Baumwollpflanzer der Vereinigten
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