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Wie der menschliche Körper nicht ohne regelmäßige
Nahrung und Luftzufuhr bestehen kann, so ist ein gedeihlicher
nationaler und internationaler Fremdenverkehr nicht dauernd
möglich, wenn er nicht durch zielbewußte, geschickte Werbung
unterstützt wird. Die Reklamekunst der am Fremdenverkehr
interessierten Industrien und Geschäfte hatte vor dem Welt-
kriege eine beachtenswerte Höhe erreicht. Seitdem hat in fast
ganz Europa eine Umschichtung der wirtschaftlichen Verhält-
nisse stattgefunden, die sich auch auf die Reklame auswirkt.
Die Umschichtung hat natürlich auch die bürgerliche Gesell-
schaft in Mitleidenschaft 8°z0gen, was ganz besonders eindring-
lich beim Fremdenverkehr und also auch bei den Gästen der
Hotels und sonstigen Gaststätten in Erscheinung tritt. Nament-
lich die erstrangigen Hotels bekommen dies zu spüren. Viele
ihrer früheren Gäste sind verarmt und kommen überhaupt
nicht mehr in Betracht. An ihre Stelle ist eine neue Schicht
getreten, der vielfach die Reiseroutine des einstigen guten
Mittelstandes noch fehlt und der vor allem die Kenntnis von
Land und Leuten mangelt, die der jetzt verarmte Mittelstand
Sich auf seinen vielen und großen Reisen erworben hatte. Das
ist der wunde Punkt für die Hotels der meisten europäischen
Länder.
Die Reisenden vor dem Weltkriege kannten viele Hotels von
früheren Reisen her, bevorzugten sie und empfahlen sie ihren
Freunden und Bekannten, machten also für sie freiwillige und
wertvolle Reklame. Die Hotels in den internationalen Reise-
ländern wiederum konnten mit einem festen Stamm treuer
Gäste rechnen, der entweder selbst immer wieder kam oder
Seine Freunde und Bekannten sandte. Die Hotelbesitzer hatten
also auf jeden Fall einen bestimmten Kreis von Kunden in