Metadata: 10 Jahre Wiederaufbau

Straßen. Neu ist auch die im Jahre 1025 begonnene 
Aktion zur Reinhaltung der Straßen mit Hilfe von 
Ahfallsammelkörben. Ende 1028 war die Zahl 
ler in den Wiener Straßen angebrachten Abfallkörbe 
ünftausend. Durch diese Aktion und durch das 
„olizeiliche Strafmandat ist eine ebenso bemerkbare 
wie auch begrüßenswerte Reinlichkeit auf den Wiener 
Straßen und Plätzen zu verzeichnen. Viel zur Ver- 
schönerung des Stadtbildes hat auch die groß- 
zügige Ausgestaltung der Straßenbeleuch- 
zung beigetragen. Die Gasbeleuchtung war in der 
arsten Nachkriegszeit bis auf 42° und die elektrische 
Straßenbeleuchtung bis auf 16° ihres Friedensstandes 
herabgesunken. Durch die Errichtung. von zwei 
Wasserkraftwerken aus dem Ertrage der Wasserkraft- 
abgabe hat die Gemeinde den sehr billigen Nacht- 
;trom zur Verfügung. Es wurde deshalb die Umge- 
staltung der Gasbeleuchtung auf die elektrische Straßen- 
veleuchtung beschlossen. Diese Reform wurde zuerst 
n allen Straßenzügen, in denen die elektrische 
Straßenbahn‘ verkehrt, durchgeführt. Sie erfolgt jetzt 
lanmäßig in allen anderen Straßenzügen. Ende 1028 
waren bereits 18.600 elektrische Lampen in Betrieb. 
Sie beleuchten 560 Kilometer Straßen, das sind 50% 
der gesamten Straßenlänge Wiens. Durch die Ein- 
ihrung der elektrischen Beleuchtung ist gegenüber 
der Vorkriegszeit eine fünffache Verbesserung zu ver- 
zeichnen. Durch die Aufstellung von 21 neuen elek- 
irischen Uhren an den wichtigsten Verkehrsknoten- 
punkten Wiens hat die Gemeindeverwaltung einem 
sehr dringenden Bedürfnis entsprochen. 
Mit besonderer Liebe und Sorgfalt beschützt, pflegt 
and vermehrt die Wiener Stadtverwaltung die öffent- 
lichen Gartenanlagen. Gab es im Jahre 1913 in 
Wien nur 351 Gartenanlagen, die eine Fläche von 
79 Millionen Quadratmeter bedeckten, so gelang es 
ler sozialdemokratischen Stadtverwaltung, durch die 
Umwandlung alter, längst aufgelassener Friedhöfe und 
5den Geländes in öffentliche Parks, bis Ende 1028 
eine Steigerung auf 415 Anlagen mit 27 Millionen 
Quadratmetern zu erzielen. Im Jahre 1028 betreute 
lie Gemeinde in Wien allein 59.774 Bäume. 
Ein großes Augenmerk wird auch der Vermehrung 
und dem Ausbau der städtischen Bäder zugewendet. 
Die neue Verwaltung hat nicht weniger als 25 Bade- 
anstalten gebaut. An der Spitze steht, mitten in einem 
Arbeiterbezirk, das große Amalienbad. Es wurde 
im Jahre 1926 vollendet und erforderte Gesamtkosten 
von zehn Millionen Schilling. Vor dem Kriege waren 
Kinderfreibäder in Wien eine unbekannte Sache. 
Die sozialdemokratische Stadtverwaltung hat bis jetzt 
8 Kinderfreibäder geschaffen, die im Sommer 1028 
von nicht weniger als 1,223.000 Kindern besucht 
worden sind. Die Preise in den städtischen Bädern 
sind so erstellt, daß sie nicht einmal die Betriebs- 
kosten decken. Die Investitionen gehen vollständig zu 
Lasten der Gemeinde. Gegenüber der Vorkriegszeit 
hat aber auch der Besuch der städtischen Bäder, 
‚or allem der Sommerbäder, die von der Gemeinde 
;roßzügig ausgestaltet worden sind, einen ungeheuren 
Aufschwung genommen. Im Jahre 1013 haben die 
Gemeindebäder 4,049.000 Personen besucht, im 
Jahre 1027 aber nahezu neun Millionen! Dies 
ei einer Abnahme der Bevölkerungszahl um fast 
300.000! Die städtischen Sommerbäder, die im Jahre 
013 nur von 338.700 Personen besucht wurden, 
wiesen 1928 ohne die Kinderfreibäder schon eine 
Besucherzahl von 1,563.000 auf! 
Die Trinkwasserversorgung wurde verbessert; 
ne neue Quelle gefaßt und die Abgabe des Trink- 
wassers auf völlig neue Grundlagen gestellt. Während 
früher jeder Tropfen Hochquellenwasser bezahlt 
werden mußte, gibt die Gemeinde jetzt für jeden 
Finwohner täglich 35 Liter Wasser kostenlos ab. Das 
ührt dazu, daß fast die Hälfte aller Wiener Häuser 
keine Wasserrechnung bekommt. Der Mehrverbrauch 
wird mit 30 Groschen für tausend Liter berechnet. 
Das Wasser für die Industrie, für die Approvisionie- 
‚ung und für gemeinnützige Zwecke wird um vier 
Groschen für tausend Liter abgegeben. 
Modernisiert wurde in Wien auch die Kehricht- 
abfuhr. Der alte, vielgelästerte Mistbauer ist aus 
dem Stadtbild verschwunden. Der Hauskehricht wird 
aun ohne jede Belästigung der Wohnparteien und 
Straßenpassanten staubfrei abgeholt. Die Parteien 
:;ragen ihren Kehricht in die von der Gemeinde bei- 
gestellten, luftdicht schließenden großen Kübel, die 
meist im Hof oder an einer sonstigen leicht zugäng- 
lichen Stelle des Hauses angebracht sind. Einmal 
wöchentlich kommt der große automobilisierte Colonia- 
Sammelwagen und städtische Arbeiter entleeren die 
<übel, wobei jede Staubentwicklung vermieden wird. 
Die Einführung dieses neuen Systems verursachte 
zäine Ausgabe von 13°5 Millionen Schilling. Die Be- 
riebskosten belaufen sich auf jährlich 6°5 Millionen 
Schilling. Die Mieter haben die Abfuhr des Kehrichts 
nicht zu bezahlen. Nur für die Kehrichtabfuhr aus 
den gewerblichen Betrieben wird eine Gebühr von 
3'50 Schilling bis 24 Schilling monatlich eingehoben, 
wobei die Zahl der beigestellten Kübel und der Zeit- 
raum ihrer Entleerung zur Grundlage der Berech- 
nung genommen werden. 
Die städtischen Märkte, Kühl- und Schlacht- 
häuser, die durch den Krieg ebenfalls stark gelitten 
hatten, wurden modernisiert. Geplant ist die Errich- 
+ung eines großen, modernst ausgestatteten Öbst- und 
Gemüsemarktes. 
Seit 1920 ist: Wien nicht nur Gemeinde, sondern 
auch Land. Der Wiener Gemeinderat ist zugleich 
auch Landtag. Der Bürgermeister ist auch Landes- 
hauptmann. Bis 22. Mai I919 war Dr. Richard Weis- 
kirchner Bürgermeister. Ihm folgte als erster Sozial- 
demokrat der langjährige Gemeinderat Jakob Reu-
	        
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