fullscreen: Der geistige Arbeiter in der gegenwärtigen Gesellschaft und Geschichtsepoche

Arbeiter, der Gebildete von ehemals, hat in der Regel selbst 
ein kleines Vermögen, seine Frau hatte Vermögen, in der Fa- 
milie war abgeleitetes Einkommen. Das kleine Rentenver- 
mögen ist fast restlos im Kriege zugrunde gegangen, die Mit- 
gift von vielen tausend Intellektuellen ist zugrunde gegangen, 
und viele, die sich vordem differenziert hatten, Freunde, wo 
der eine arm, der andere steinreich geheiratet hatte, sind hinter- 
her wieder gleich geworden, und die Frauen kommen hinterher 
nach ihrer persönlichen Qualität zur Geltung und nicht mehr 
nach dem Grad der Mitgift. 
Die Brücken, die geschichtlich lange Zeit zwischen besitzen- 
den Kreisen und Gebildeten bestanden, sind in den Ländern, die 
vom Kriege heimgesucht worden sind, vielfach eingebrochen. Das 
ist nicht so in Frankreich oder wenigstens nur zum Teil so, 
gewiß nicht so in England und gar nicht in Amerika, aber bei 
uns im allerhöchsten Grade. Dadurch sind viele Intellektuelle, 
die durch irgendwelche allein oder mitbesessenen Besitztümer 
zum Klein- oder Großbürgertum gehört haben, auch im 
technischen Sinne besitzlos geworden, wirkliche Pro- 
letarier. Das beweist, warum in unseren Ländern Mittel- 
europas und selbst in Frankreich bei diesen Intellektuellen der 
Übergang zum Sozialismus leichter geworden ist, während er 
in Amerika heute noch fast unvorstellbar ist. In Amerika 
finden wir zwar nicht bureaukratisch, wohl aber wirtschaftlich 
bei jedem einzelnen in seiner Vorstellungswelt das Bild einer 
ökonomischen Jakobsleiter, wo jeder hinaufsteigen und jeder 
ein Morgan oder Ford werden kann. Diese ökonomische Jakobs- 
leiter ist bei uns längst eingebrochen. Aber auch die Jakobs- 
leiter der Intellektuellen ist bei uns dahin, und wir sehen 
zum Schluß bei unserer kontinentalen Entwicklung noch ein 
weiteres dazu kommen, was die soziale Pyramide noch mehr 
verjüngt, das heißt, was ihr die Spitze abbricht. 
Ich habe mir einmal angesehen, wer vor noch nicht langer 
Zeit, in der eben dahingegangenen Generation, die Wiener 
Großbanken verwaltet hat. Das waren zum allergrößten Teil 
selbst Männer, die als Bankleute initiative und bahnbrechende 
Naturen waren, selbst Begründer der Banken oder wegen 
ihrer Tüchtigkeit in die Verwaltung der Banken genommen. 
Dann habe ich damit die jetzige Generation der Bankdirektoren 
verglichen. Da ist mir aufgefallen, daß das nicht mehr der
	        
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