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Untersuchung von Boden.
das Ganze vor ein nach Süden ausgehendes Fenster oder auch ganz ins Freie gestellt
wird, die direkten Sonnenstrahlen nur auf die Oberfläche der Erden einwirken können.
Alle 24 Stunden (oder nach Umständen nur von 3 zu 3 Tagen) werden die
Zinkzylinderchen aus den Hülsen herausgenommen, der Gewichtsverlust ermittelt
und diese Wägungen je nach der Witterung 14 Tage bis 4 Wochen fortgesetzt,
auch mehrmals täglich die Temperatur der Luft in der Nähe des Apparates, der
Feuchtigkeitszustand der Luft, der jeweilige Barometerstand, sowie die Beschaffen
heit des Himmels beobachtet. Anfangs wird man bemerken, daß die Verdunstung
bei allen mit Wasser völlig gesättigten Bodenarten auch in der heißen Sonne
eine ziemlich gleiche ist, bald aber wird die Schnelligkeit der Verdunstung bei den
ton- und humusreichen Bodenarten weit geringer als hei den sandigen, überhaupt
denjenigen Böden, welche eine große Kapillarkraft besitzen und die Feuchtigkeit
aus den tieferen Schichten rasch an die Oberfläche steigen lassen. Es tritt ein
Punkt ein, wo die Unterschiede in der Verdunstung am größten sind, von welchem
Punkt an sie wieder abnehmen, bis die verschiedenen Bodenarten unter gleichen
äußeren Verhältnissen eine Zeitlang ziemlich gleichviel Feuchtigkeit ausdunsten
und von diesem Punkte an abermalige Unterschiede sich einstellen, so aber, daß
von jetzt an die ton- und humusreichen Böden schneller ausdunsten als die Sand
böden, weil die letzteren bereits fast bis auf den lufttrocknen Zustand ausgetrocknet
sind, die ersteren aber noch eine beträchtliche Menge Feuchtigkeit enthalten. Da
die Menge des Bodens und des ursprünglich aufgenommenen Wassers in jedem
Zylinderchen bekannt ist, so kann leicht die jedem Zeitpunkte entsprechende Menge
des verdunsteten Wassers in Prozenten des lufttrocknen Bodens oder der ursprüng
lich vorhandenen Wassermenge berechnet werden.
Um den beschriebenen Verlauf der Verdunstung noch besser zu verdeutlichen, seien
hier die von E. Wolff bei einer derartigen Versuchsreihe mit 6 Bodenarten von sehr ver
schiedener Zusammensetzung erhaltenen Ergebnisse kurz mitgeteilt. No. 1 ist ein schwarzer,
humusreicher und kalkhaltiger Lehmsandboden, die übrigen Bodenarten sind sämtlich
humusarm, und zwar No. 2 und 4 sehr feinkörnig, sandig-lehmig, No. 3 und 6 ziemlich
tonig, No. 5 sehr tonig. Es ist zu bemerken, daß die Böden am Tage bei heißem,
hellem Wetter 8 Stunden lang ( 1 / 2 8 Uhr morgens bis x / ä 4 Uhr nachmittags) von dem
direkten Sonnenlichte (August 1862) getroffen wurden, während der übrigen Zeit des Tages
aber im Schatten, teils im Freien vor dem Fenster, teils im Zimmer standen.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Lufttrockner Boden . . .
166,9
181,8
192,5
194,7
207,7
196,8 g.
Absorbiertes Wasser. . .
68,71
66,13
60,64
64,31
66,68
69,95 „
» „ in Pro
zenten des lufttr. Bodens
41,2
36,4
31,4
33,0
27,3
30,6 »/„.
Es verdunsteten von
dem Wasser:
1.
2.
3.
4.
6.
6.
1.— 3. Tage
16,18
19,58
17,97
19,46
15,78
21,52g.
4-— 6. „
11,66
17,20
10.36
14.63
6,81
H,58„
7—12. „
9,59
12,62
8,32
11,52
7,24
7,69 „
4. Periode ......
8,56
8,58
9,31
8,59
8.84
8,01 „
5. Periode
7,26
5,34
8,22
6,30
9,08
7,14 „
Also verdunsteten in
den ersten
12 Tagen
an Wasser:
37,43
49,24
36,65
45,61
30,01
39,59 g
oder in Prozenten des ursprünglich vorhandenen Wassers:
54,5
74,5
60,5
70,9
52,9
66,0
oder in Prozenten des lufttrocknen Bodens:
22,4
27,1
19,0
23,4
14,4
20,2