Full text: Finanzwissenschaft

34 3. Buch. Die Staatsausgaben. 
oder besser produktiv verwertbare Güter, sondern Güter, die der 
Vernichtung dienen und der Vernichtung preisgegeben sind. Auf 
der Seite des Verkäufers, der dem Staate die zur Kriegführung 
nötigen Werkzeuge und Stoffe liefert, werden die Werte produktiv 
verwendet, sie reproduzieren sich, wenigstens zum größten Teil, ein 
geringerer Teil geht auch hier effektiv verloren, z. B. als Folge 
überspannter Preise. Aber auf seiten des Staates verliert der dem 
Staate dargebotene Gütervorrat seine produktive Wirkung. Wir 
können dies ganz leicht erkennen, wenn wir voraussetzen, daß der 
Staat nicht Pulver und Blei ankauft, sondern dieselben Milliarden 
auf den Ankauf von Grundstücken, von Bergwerken, von Kisen- 
bahnen, von gewinnbringenden Papieren usw. verwenden würde. 
Diese würden für den Staatshaushalt dauernd Quellen von Gütern 
werden, er würde nicht um den aufgewendeten Betrag ärmer, wie 
bei den Kriegsausgaben. Die Volkswirtschaft besäße den vom 
Staat dem Verkäufer jener Gegenstände gebotenen Preis in der Form 
von produktiven, von Jahr zu Jahr Wert erzeugenden Gütern, der 
Verkäufer hingegen würde, wie dies auch jetzt geschieht, den vom 
Staat gezahlten Betrag in seiner Produktion stets neu erzeugen. 
Es ist dies derselbe Unterschied, wie wenn einerseits zwei Produ- 
zenten, Landwirte, Industrielle, Kaufleute miteinander Verkehrs- 
akte eingehen, während andererseits die Kriegsausgaben jenem Falle 
entsprechen, wo ein produzierendes und ein nichtproduzierendes 
Individuum einen Verkehrsakt eingehen. 
XVIL. Abschnitt. 
Ausgaben für Verzinsung und Tilgung der Staatsschulden. 
Bei der bisherigen Besprechung der Ausgaben haben wir 
gewisse Staatsaufgaben vor Augen gehalten, in deren Interesse die 
Ausgaben erfolgen. Indem wir jetzt von Staatsschulden sprechen, 
bezeichnen wir nicht einen Zweck, sondern ein Mittel. Rationeller- 
weise sollten die Ausgaben für die Staatsschuld zu den Ausgaben 
für jene Staatszwecke hinzugerechnet werden, in deren Interesse 
die Staatsschuld aufgenommen wurde. Nun ist es freilich gewiß, 
daß die Staatsschulden namentlich der Großmächte überwiegend 
zur Deckung von Kriegskosten aufgenommen wurden, und eine 
geringe Rolle spielten andere Staatszwecke. Nichtsdestoweniger 
ist die Schuld einzelner weniger Staaten doch überwiegend im 
Interesse verschiedener Staatszwecke, namentlich zum Zwecke pro- 
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