kum auf das Bedürfnis zu diesen Texten einstellen, sondern auch
auf die Erhaltung desselben bedacht sein und darf daher die
Theaterbesucher nicht dadurch des Bedürfnisses entwöhnen, daß
er vorübergehend die in Frage kommenden Texte nicht vorrätig
hat. Wer ein neues Reisebuch über ein bisher seltener bereistes
Land herausgibt, hat alles Interesse daran, die Begeisterung für
dieses Land und somit das Reisebedürfnis durch Presse, Vor-
träge und auf jede mögliche Weise zu steigern.
Als ich einst mit einem Führer einen von mir schon früher
öfters erklommenen Berg in der Schweiz bestieg und im Gegen-
satz zu allen andern nachts im Mondschein wandelte ohne in dem
Bergwirtshaus zu übernachten, wo alle anderen Bergsteiger zu
nächtigen pflegten, — machte mir die Wirtin, als ich sie auf dem
Rückwege besuchte, die allergrößten Vorwürfe. Die gute Frau
wußte genau, daß sie keine Sitten aufkommen lassen durfte, die
dem Übernachtungsbedürfnis in ihrem Hause zuwiderlaufen.
Auch jeder andere Geschäftsmann wird, soweit er es seinen Mit-
menschen gegenüber moralisch verantworten kann, darüber wa-
chen, daß ihre Bedürfnisse, von denen er lebt, nicht einschlafen.
Oft entbindet übrigens die Schaffung eines Bedürfnisses von
einem Teil der weiteren Reklame. So kann einem eine Zeitung,
die einem der Verleger wochen- oder monatelang gratis ins Haus
schickt, so sehr zum Bedürfnis werden, daß man sie, wenn sie
dann ausbleibt, gewaltig vermißt und sogleich abonniert. Man
behält dann die Zeitung lediglich auf Grund ihrer Leistungen.
Ob man nun die geschilderten Einstellungen der Menschen auf
Bedürfnisse zur Reklame rechnen oder nur als Vorstufe zu der-
selben. betrachten will, ist nicht wesentlich. Im Sinne des oben
gekennzeichneten Reklamebegriffes gehört die Einstellung auf
Bedürfnisse zweifellos dann zur Reklame, wenn sie in geschäft-
lichem Interesse stattfindet.
Wir sahen: die Reklame muß zunächst einmal die Menschen,
die geeignete Objekte für sie sind, erreichen. Damit ist aber noch
3 Maärbe, Werbung. 3
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