II. Die Zweige des deutschen Buchhandels.
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rechnet, aber — die Büchermacher sind ja Nachtarbeiter (wodurch
sie sich von den „Buchmachern“ und den in Frisiersalons tätigen
„Kopfarbeitern‘“ deutlich unterscheiden). Billigt man aber auch den
Schriftstellern und sonstigen Buchherstellern den Achtstundentag zu,
so ergibt sich pro Stunde eine Buchproduktion von fast neun Stück.
[mmerhin eine Leistung! — Es wäre nun interessant, das Budget
eines modernen deutschen Jünglings kennenzulernen: wieviel vom
Hundert seines Einkommens aufs Konto: Bücher kommen. Dann
ließe sich leicht feststellen, wie viele von den 71 Büchern pro Tag
— gelesen werden, bezw, wie viele Leser im Durchschnitt auf ein
Buch kommen.“
Das Sortiment.
Dem deutschen Sortimentsbuchhändler hat man den Titel eines
„Pioniers der Wissenschaft“ beigelegt; seine Tätigkeit, die dem
Buche den Weg zur Gelehrtenwelt und zum Leserpublikum anbahnt,
ist damit treffend gekennzeichnet. Von den 11619 Buchhändler-
firmen, die nach der statistischen Übersicht im Adreßbuch für den
Deutschen Buchhandel, Jahrgang 1928 aufgeführt sind, entfallen
6273 auf Sortimentsbuchhandlungen. Wenn wir aber von der Ge-
samtzahl die 1819 reinen Verlegerfirmen in Abzug bringen — viele
Verleger sind gleichzeitig auch Sortimenter —, so erhöht sich die
Zahl der Sortimentsbetriebe auf ungefähr 9800, die sich über ganz
Deutschland, Österreich und die deutschen Sprachgebiete der
Tschechoslowakei und der Schweiz verbreiten, zuzüglich 1700 Aus-
landsfirmen in den übrigen europäischen Staaten, in Amerika, Afrika
und Asien, die in Leipzig vertreten sind.
England und Frankreich, deren Buchhandel rein kaufmännisch wie
jeder Warenhandel und vorwiegend in den Hauptstädten der beiden
Länder betrieben wird, erreichen etwa nur je ein Drittel der jähr-
lichen Bücherproduktion Deutschlands, obgleich für Bücher in eng-
lischer und französischer Sprache der Weltmarkt viel aufnahme-
fähiger ist als für deutsche Bücher. Die deutsche Mehrproduktion
ist in erster Linie auf die zahlreichen Sortimentsbuchhandlungen in
Deutschland und den Nachbarstaaten zurückzuführen, die sich in
festgefügter Organisation mit dem Stützpunkt Leipzig dem Vertrieb
der Bücherproduktion des deutschen Verlages widmen. Auch kleine
Orte haben ihre Buchhandlungen, die nicht nur am Platze den Bücher-
bedarf decken, sondern auch im weiteren Umkreis des Heimats-
bezirks die Bevölkerung mit literarischen Erzeugnissen, Büchern,
Zeitschriften und Musikalien versorgen. Wenn auch der Sorti-
menter in der Kleinstadt nur ein Lager von bescheidenem Umfang
anterhalten kann, so ist er doch imstande, seiner Kundschaft auf
dem Bestellwege jedes Buch zum festgesetzten Ladenpreise spesen-
frei zu besorgen, da er durch seinen Leipziger Kommissionär an die