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menschliche Bedürfnisse durch Verwendung dauerhafter Güter
zu befriedigen, abgeschnitten. Die betreffende Nachfrage
nach. Kapitaldisposition ist also stark zusammengepreßt, be-
sitzt eine bedeutende Elastizität. Es ist immer sozusagen ein
Fonds von latenten Möglichkeiten nützlicher Verwendungen
von Kapitaldisposition zwecks Ausnutzung dauerhafter Güter
vorhanden“!). Wenn man außerdem noch bedenkt, daß jede
Senkung des Zinsfußes die Substitution von Kapitaldisposition
gegenüber den beiden anderen elementaren Produktionsfaktoren
Arbeit und Boden, die vor allem in der Anwendung von festem
Realkapital zwecks Ausnutzung der Fortschritte der Technik
beruht, fördert?), daneben auch noch die allerdings wesentlich
geringere Nachfrage nach Kapitaldisposition, die von der Pro-
duktion im engeren technischen Sinne, vom beweglichen Real-
kapital ausgeht, berücksichtigt®), so sieht man ein, daß eine
starke Senkung oder sogar ein Verschwinden des Zinses gänzlich
unmöglich ist. Die Wirtschaft würde dadurch in ganz falsche
Bahnen geleitet werden, die Gesellschaft würde sich, wie sich
Cassel drastisch ausdrückt, „in einen Zustand zurückversetzt
finden, wo die Menschen unter größten Anstrengungen und
gleichzeitig größter Not ägyptische Pyramiden zur Erbauung
kommender Jahrhunderte ausführten‘%.
Das Angebot an Kapitaldisposition ist andererseits aus
psychisch-physischen Gründen beschränkt®). Die einzelnen
Gründe, die hier Cassel anführt, aufzuzählen, würde zu weit
führen. Wir werden hierüber später im kritischen Teil, ebenso
wie über die Behandlung des Konjunkturproblems und Cassels
Anschauungen über das Verhältnis von Geld und Kapital —
um die nötigen Wiederholungen möglichst zu beschränken —
einige Bemerkungen einflechten. Nur soviel sei erwähnt, daß
der Spargrad der Gesellschaft für Cassel mehr durch außer-
ökonomische Momente, also weniger durch die Veränderungen
des Zinsfußes beeinflußt wird, infolgedessen die Schwankungen
1) Cassel, Theorie, S. 202/03. . *) ebda., S. 206/10.
’) ebda., S. 210/11. *) ebda., S. 205.
*) Die Überkonsumtion, also eigentlich auch ein Zweig der Nach-
frage nach Kapitaldisposition, wird von Cassel als ein negatives Angebot
aufgefaßt (Cassel, Theorie, S. 200, 212).