Full text: Die Hauptfragen der Weltwirtschaftskonferenz aus der Soziallehre Rudolf Steiner's beantwortet

. Jahrgang Nr. 10/11 Arlesheim, April 1927 
Phänomene und Symptome 
der geistigen, politischen und wirtschaftlichen Weltlage. 
Monatlich erscheinende Korrespondenz — Schristleiter: De. ROMAN BOOS, Schlohmatte, Münchenstein 
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Inhalt: Antworten auf die Hauptfragen der Weltwirtschaftskonferenz: — Rudolt Steiner über internationale Wirtschaft 
und dreidliedrigen sozialen Organismus. — Von der Vosksswirtschaft zur Weltwirtschaft. - Zur Diadnose und 
Thérapie der Weltwirtschaftskrise, 
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Antworten SB 
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Hauptfragen der Weltwirtschaftskonferen 
Anfangs Mai tritt in Genf, am Sitz des Völkerbunds, die Weltwirtschaftskon ferenz zusammen. 
Eine international zusammengesetzte Versammlung soll in offener Aussprache die Grundlagen des heutigen Wirt— 
schaftslebens, die alle Vöolker angehen, beleuchten und international wirkende Störungsursachen aufdecken. 
Der erste Teil der Tagesordnung setzt Besprechungen an über „Rie wirtschaftliche Weltlage“ 
Das Programm gliedert sich in 
drei Fragenkomplexe: 
Die Hauptmerkmale der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Lage und die Hauptprobleme vom Stand— 
punkt der einzelnen Länder aus gesehen. 
2. Analyse der wirtschaftlichen Ursachen der gegenwärtigen Gleichgewichtsstörung in Handel und Industrie. 
3. Tendenzen wirtschaftlicher Art, die von Einfluß auf den Weltfrieden sein können. 
Aus der von Rudolf Steiner begründeten anthroposophischen Sozialwissenschaft können auf diese 
Fragen die folgenden 
drei Antkworten 
gegeben werden: 
Zu 1: Das bestimmende Hauptmerkmal der gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Lageist: daß 
sich ein die Erde umspannender Weltwirtschaftskörper aus dem durch Welthandel gekitteten Gefüge von 
Volks wirtschaften heraus entwickelt. Dies Hauptmerkmal ist bestimmend für die mannigfachen Teilmerkmale 
des internationalen Wirtschaftslebens. 
Die Hauptprobleme vom Standpunkt der einzelnen Länder sind Variationen des Grundthemas: wie 
ann das innerhalb bestimmter Landesgrenzen eingeschlossene Wirtschaftsleben aus dem historisch gewordenen 
bolkswirtschaftlichen in den historisch werdenden welt wirtschaftlichen Entwicklungsstand übergeführt werden? 
Zu 2: Wenn nach den „wirtschaftlichen Ursachen“ der gegenwärtigen Gleichgewi chtsstrung in 
Handel und Industrie gefragt wird, so vermag diese Frage nicht weiter zu führen als bis zu einer vorläufigen 
Diagnose dieser Störungen. Das internationale Wirtschaftsleben ist dadurch gekennzeichnet, daß der wirtschaftsge⸗ 
schichtlich notwendige Uebergang von der Volkswirtschaft zur Weltwirtschaft aus den Bereichen des politischen und 
geistig-kulturellen (nationalistischen) Lebens heraus gestört wird. Dadurch werden wirtschaftliche Tatsachen und 
Strebungen, die an sich keineswegs den Charakter von Störungsursachen haben, zu solchen gemacht und gesundend 
wirkende Tatsachen und Strebungen unterdrückt: durch Zerrüttung oder Lähmung des wirtschaftlich sachgemäßen 
Denkens und Handelns. 
Zu 3: Ob wirtschaftliche Tendenzen Einfluß auf den Weltfrieden haben, ob sie also auf die 
Bezie ngen zwischen den Sta aten spannend oder entspannend wirken, ergibt sich nicht aus ihnen selbst, aus 
dem Wirtschaftlichen, sondern aus der Rolle, die sie in der Gessamt konfiguration des sozialen Organis— 
mus spielen. Friedenfördernd kann jede „wirtschaftliche Tendenz“ dann wirken, wenn sie durch wirt— 
schaftliche Sachkenntnis ihre gesunde Eingliederung in die Wachstumsprozesse der erstehenden Weltwirtschaft erfährt, 
und wenn in den Nachbarbereichen des rechtlich-politischen und des geistig-kulturellen Lebens die das Wirtschaftliche 
ergänzenden Funktionen des sozialen Gesamt-Organismus zur Entfaltung kommen. — Friedenstörend aber 
ann jede „wirtschaftliche Tendenz“ wirksam werden, wenn sie nicht von wirtschaftlicher Sachkenntnis gelenkt und 
getragen, sondern von politischer Spekulation oder nationalistischer Leidenschaft aus dem ihr angemessenen Lebens— 
bereich verdrängt und auf außer-ökonomische Ziele gerichtet wird.
	        
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