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Bernhard Harms
sätzlich im Gesamtraum, im Gebilde der Weltwirtschaft möglich wäre. Im
eigentlichen Sinne des Wortes kann dies nach menschlichem Ermessen
niemals geschehen, denn Raumwirtschaft gleich Volkswirtschaft ist an
den Staat gebunden, der um seiner selbst willen nicht darauf verzichten
kann, die Wirtschaft des Staatsgebietes der Idee und den Zwecken
des Staates als solchen unterzuordnen. So liegt es im Wesen der Dinge,
daß politisch bestimmte Raumwirtschaften in Ewigkeit sind. Das Pro-
blem, das bleibt, sieht dann so aus: wenn der Sonderraum einerseits
auf Eigenleben bedacht und anderseits um des Lebens willen auf
Beziehungspflege zu andern Wirtschaftsräumen angewiesen ist, wie
regelt sich das Verhältnis, und welche Bedeutung hat in
diesem Sinne das Raumganze?
Nur aphoristisch sei die Antwort gegeben, und ihre Stütze sei die
Analogie. Raumwirtschaftliches Gegeneinander und raumwirtschaftliche
Bedeutungswandlungen beobachten wir bekanntlich nicht nur vom welt-
wirtschaftlichen Standpunkt, im Verhältnis der einzelnen Volkswirt-
schaften untereinander, sondern solche Wandlungen in der vergleichs-
weisen Bedeutung von Wirtschaftsräumen infolge markt- und raum-
wirtschaftlichen Zielstrebens sind auch innerhalb der Volkswirtschaften
selber nachweisbar. Hingewiesen sei auf die einschlägige Politik der Ge-
meinden, Bezirke und Provinzen, die auf die Strukturgestaltung einer
Volkswirtschaft tiefgreifenden Einfluß auszuüben pflegt.
Nicht selten erfordert auch das Staatsinteresse die eigengeartete
wirtschaftliche Entwicklung eines Sonderraumes. Fast alle Kontinental-
staaten z. B. sind neuerdings bestrebt, wichtige Rüstungsindustrien trotz
ungünstiger Standortsbedingungen in das Zentrum ihres Gebietes zu
legen, damit sie im Falle eines Krieges vor Gefährdung durch den Gegner
möglichst geschützt sind. Auch der Bau von strategischen Bahnen führt
nicht selten zu raumwirtschaftlichen Umbildungen.
Wandlungen in der raumwirtschaftlichen Gliederung eines Landes
sind zumeist mit empfindlichen organischen und funktionellen Störungen
verbunden. Die Volkswirtschaftspolitik ist jedoch bestrebt, die Rück-
wirkungen auf die Benachteiligten zu mildern und die Umlagerung der
wirtschaftlichen Kräfte sich allmählich und mit dem geringsten Reibungs-
verlust vollziehen zu lassen. Unter Umständen wird im Interesse anderer
Wirtschaftsräume die Herbeiführung eines Bedeutungswandels überhaupt
zu verhindern sein. Das jüngste Beispiel dafür ist in Deutschland die
Politik Preußens gegen die Industrialisierungsbestrebungen Groß-
Hamburgs. Für die Vereinigten Staaten kann auf die Bemühungen
hingewiesen werden, das Abwandern der Textilindustrie aus den
Neuengland-Staaten in die Südstaaten der Union zum mindesten zu
verlangsamen.